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Macho Bruce Willis und Metrosexman David Beckham - nur zwei von vielen Typisierungen

Foto: Montage/EPA/Xhemaj/EPA/Gombert
Hamburg - "Wann ist ein Mann ein Mann?", fragte sich schon der deutsche Sänger Herbert Grönemeyer. Eine klare Antwort lässt weiter auf sich warten - im Gegenteil haben es die Menschen mit dem Y-Chromosom immer schwerer, sich typenmäßig wiederzufinden. Denn nach den "Metrosexuals" (DER STANDARD berichtete) dräuen schon die nächsten Leitbilder. Ob es diese in der Realität aber auch gibt, wird von Experten bezweifelt.

Beispiel Metrosex-Man: Er cremt und pflegt sich, geht lieber in Galerien als zum Fußball - und ist nicht schwul. Als Stil-Ikone gilt Fußballer David Beckham, der zur Maniküre geht, ständig seine Frisur wechselt und angeblich die Unterwäsche seiner Frau trägt. Aber gibt es den Metrosex-Man wirklich? Volker Nickel vom Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft hält ihn für ein "gesellschaftliches Randphänomen".

"Schlechter Geschmack bei männlichen Frustsingles"

Das Zukunftsinstitut des deutschen Trendforschers Matthias Horx glaubt andere Typen identifiziert zu haben. Comedyformate sind Sache des "Ironic Man", gern auch gepaart mit Toilettenhumor. "Schlechter Geschmack kommt an bei den männlichen Frustsingles zwischen 25 und 40 Jahren", meinen die Trendforscher.

Der "E-Man" ist Weltmeister beim Surfen im Internet; und dann zählen laut einer Studie des Lifestylemagazins GQ auch noch die "leisen Weisen" und die "galanten Gönner" zu den Leitbildern, an denen sich der Mann der modernen Welt orientieren kann, soll oder muss.

"Care-Man"

Im Kommen ist auch der "Care-Man", der sich stärker um sein Aussehen kümmert - "entweder um sich von der Masse abzuheben oder aus einer selbstbewussten Hinwendung zur eigenen Körperästhetik", meint Werber Volker Nickel.

Hinter all den Kategorien steckt wohl das Bedürfnis der Werbung, Lebensstilgruppen einzufangen und nicht den realen Mann abzubilden. "Der Trend ist, dass es den Typentrend kaum noch gibt", glaubt Nickel. Entsprechend zeigt die Werbung je nach Produkt das entsprechende Männerbild: der androgyne 70er-Jahre-Look für das Parfüm, der liebevolle Familienvater für den Pudding.

Nach Ansicht des Männerforschers Walter Hollstein, der im Herbst ein Buch über "Geschlechterdemokratie" veröffentlicht, ist in der rauen Wirklichkeit mitnichten ein neuer Typ in Sicht. "Der verfügbare Platz für Karriere und Aufstieg wird für Männer immer weniger." Der Berliner Soziologieprofessor glaubt nicht an den Metrosexual, sondern ist überzeugt, dass immer noch die traditionelle Männlichkeit dominiert: "Leistung, Härte, Konkurrenz und Pokerface." (dpa, moe, Der Standard, Printausgabe, 09.09.2003)