Mexiko/Berlin - Die mexikanische Regierung hat vor der
am kommenden Mittwoch beginnenden fünften Ministerkonferenz der
Welthandelsorganisation (WTO) in Cancun laut Presseberichten 38
Globalisierungskritikern die Einreise verweigert. Unter ihnen befinde
sich der Führer der bolivianischen Koka-Bauern, Evo Morales, meldete
die Zeitung "La Jornada" am Samstag. Unter Berufung auf die
mexikanische Bauerorganisation UNORCA schrieb das Blatt, dass das
Außenministerium den aus Bangladesch, Bolivien, Kuba, Guatemala,
Haiti, Indien, Malaysia, Nicaragua und Thailand stammenden Aktivisten
die Einreisevisa nicht erteilt habe.
Globalisierungsgegner wollen in der kommenden Woche in Cancun
mehrere Demonstrationen veranstalten. Das mexikanische
Außenministerium hatte in den vergangenen Woche immer wieder
versichert, dass niemandem die Einreise verweigert würde.
Kritiker könnten "Erfolg" verhindern
Die Globalisierungskritiker könnten mit ihren Protesten einen
Erfolg der Welthandelskonferenz nach Befürchtung des renommierten
US-Handelsökonomen Jagdish Bhagwati von der New Yorker Columbia
University verhindern. Dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag", sagte
er: "Die Kritiker haben in Mexiko und im nahen Kalifornien einen
starken Rückhalt. Außerdem ist Cancun leicht zugänglich und gegen
Protestdemonstrationen nicht so gut abzuschotten wie der letzte
WTO-Verhandlungsort Qatar". Bei ungestörten Verhandlungen könnten die
Verhandlungen zu einem Erfolg werden, sagte der Wirtschaftsforscher.
Die Länder seien gut vorbereitet.
OECD-Agrardirektor Stefan Tangermann hat vor einem Scheitern des
WTO-Treffens gewarnt. "Die Chancen für echte Ergebnisse stehen
schlecht", sagte der Agrarexperte der "Welt am Sonntag". Trotzdem
habe er die Hoffnung noch nicht aufgegeben. "Ich hoffe, dass die
Minister Ernst machen und nicht nur Worte finden, sondern auch
konkret den Abbau von Zöllen und Subventionen beschließen", sagte
Tangermann der Zeitung. Es sei besser, die Bauern zu stützen, indem
man sie direkt für ihre landschaftspflegenden Aufgaben bezahlt,
anstatt sie nach Produktion oder Hektarzahlen zu subventionieren,
wobei ohnehin nur die, die schon viel hätten, noch mehr bekämen und
nebenbei die Preise an den Weltmärkten verdorben würden. (APA/dpa)