Das vom heute 61-jährigen Künstler so bezeichnete "Paradies" im Kärntner Gailtal wurde durch die Vermurung Anfang der Woche stark beschädigt, viele Arbeiten sind unwiderbringlich verloren. Es war nicht nur Depot für Koligs Lebenswerk, sondern auch ein "natürlich" wachsendes, architektonisches, landschaftsgestaltendes Gesamtkunstwerk und Laboratorium. Dieser Komplex und die darin versammelten Arbeiten reagierten analytisch, kritisch, aggressiv und/oder ironisch auf verdrängte Wünsche, Gefühlsduselei und vieles, was mit Tabu oder Scham belegt ist. Aber nicht aus fehlendem Respekt, sondern, ganz im Gegenteil, weil die natürlichsten Dinge wie Sexualität oder Stoffwechsel damit belegt sind, während die ästhetisierbaren Anteile schamlos kommerzialisiert werden.
Die Schlusszeile aus dem Gedicht Kindheitserinnerung des seit langem verstorbenen Kärntner Lyrikers Johannes Lindner lautet in Anspielung auf eine Tote: "(...) nunmehr wehendes Gras vor der Kirchentüre." Nunmehr: In einer Gesellschaft, die vom Auto über Wohndesign bis hin zum Geschirrspülmittel tendenziell alles zum erotischen Fetisch stilisiert, und in einer Gesellschaft, in der Scham und Tabu hauptsächlich dazu dienen, Unverschämtheiten von Politik und Markt zu decken, antwortet der Künstler Cornelius Kolig als Gesellschaftshygieniker mit rituellen Gegenbildern, Maschinen, Installationen; mit Ethos und Eros seiner Arbeiten - und mit beißendem Witz.