Jerusalem - Führende ultra-orthodoxe Rabbiner in Israel haben ihren Anhängern das Surfen im Internet verboten. In einem in Jerusalem veröffentlichten Aufruf hieß es, das Internet stelle "Gott behüte, eine schreckliche Gefahr" dar. Das berichtete die Zeitung "Haaretz" am Freitag. Ein spezielles religiöses Gericht der Orthodoxen kam vorher zu dem Schluss, das Internet führe Menschen in Versuchung und Sünde. Es bringe sie in Gefahr, ihren Trieben nachzugeben und "scheußliche Dinge" zu tun. Das Internet sei "tausend Mal gefährlicher als das Fernsehen". Das Urteil bildet die religiöse Grundlage des Aufrufs der Rabbiner. Sie fordern, den Zugang zum Internet in Computern zu sperren. Das Gericht nahm aber Rücksicht auf orthodoxe Juden, die während ihrer Arbeit auf das Internet angewiesen sind. Solche Beschäftigte sollen die Benutzung auf ein Minimum beschränken und sich keinesfalls in ihrer Freizeit ans Netz anschließen. Die Rabbiner verboten außerdem, sich über den Computer oder an einem anderen Ort Filme anzusehen. Allerdings hatten orthodoxe Parteien während des israelischen Wahlkampfes im Mai selbst Videos eingesetzt. In vielen orthodoxen Haushalten in Israel gibt es Computer. Orthodoxe haben Webangebote im Internet eingerichtet oder benutzen das so genannte "Thora-Net". Die Zukunft dieser Websites sei jetzt unklar, schrieb "Haaretz". Es bestehe Zweifel, ob die Rabbiner ihr Urteil vollständig durchsetzen könnten. Ursprünglich hatten viele Rabbiner nichts gegen Computer einzuwenden. Sie sahen ihn als Möglichkeit für Heimarbeit der Frauen, die Familien ernähren, während sich Männer in religiösen Schulen (Jeschiwot) mit Talmud und Thora befassen. In den vergangenen Jahren, schrieb "Haaretz", sei den Rabbinern aber die "bittere Wahrheit" aufgegangen: Mit Hilfe des Internet könnten viele Mitglieder der orthodoxen Gemeinschaft die hohen Mauern gegen weltlichen Einfluss "umschiffen".(APA/dpa)