Venedig - Der Iran hat den zu den Filmfestspielen von Venedig eingeladenen Film "Sookate beine do feks" (Stille zwischen zwei Gedanken) des iranischem Filmemachers Babak Payami beschlagnahmt. Payamis Landsmann Abolfazl Jalili, dessen Film "Abjad" (der Anfangsbuchstabe) ebenso wie Payamis Streifen in der Festival-Nebenreihe" "Controcorrente" angesetzt ist, erhielt keine Ausreisegenehmigung nach Venedig, gaben die Organisatoren des Festivals am Montag bekannt. Payami hat 2001 in Venedig für seinen Film "Raye Makhfi" (Geheime Wahl) einen Spezialpreis für die beste Regie gewonnen.

Beide zum Festival geladenen Filme wurden in Venedig allerdings bereits gezeigt. Von Payamis Film wurden im Iran die Negative beschlagnahmt. Payami hat für Venedig eine Spezialfassung geschnitten und ist beim Festival auch persönlich anwesend.

Autobiografisch geprägt

"Abjad" erzählt die Geschichte eines Jungen aus konservativer Familie, der sich 1970 in die Tochter eines lokalen Kinobetreibers verliebt und sein Leben gegen den Willen seiner Familie und der religiösen Autoritäten des Landes dem Kino verschreibt. Der Film ist autobiografisch geprägt. Jalili ("Delbaran"), der bereits früher Probleme mit den iranischen Behörden hatte, betonte in Venedig, er wolle mit seinem Film unterstreichen, dass seine Religion von Humanismus und Liebe geprägt sei.

Ausbeutung des religiösen Glaubens

Payami erzählt in seinem Film von der Exekution einer zum Tod verurteilten jungen Frau, die abgebrochen wird, weil sie noch Jungfrau ist und Jungfrauen nach der religiösen Überzeugung im Iran ins Paradies kommen. Also entscheidet ein lokaler Mullah die Verurteilte mit ihrem künftigen Henker zu verheiraten. Der Film handle von der Ausbeutung des religiösen Glaubens, erklärte Payami dazu in einer Anmerkung, "das gab es im Mittelalter, bei den Taliban und in Waco in Texas. Das ist ein Problem, das so alt ist wie die Welt." (APA)