Grafik: Der Standard
"Der Schlüssel für mehr Kinder liegt in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie" darin sind sich konservative wie oppositionelle Politiker einig. Die Wege sind umstritten: Die SPÖ will erstens mehr Betreuungsplätze und zweitens bessere Einkommen, die ÖVP ein Anrecht auf Teilzeit und Geld von den Ländern.

Als "versuchtes Ablenkungsmanöver von ihren hausgemachten Problemen im Bildungsbereich" sieht Christian Jammerbund, Vorsitzender der GPA-Jugend, die Aussagen von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer: "Es ist doch völlig klar, dass Jugendliche erst dann für Familienplanung bereit sind, wenn sie sich eine berufliche und damit finanzielle Basis geschaffen haben, alles andere wäre zutiefst unverantwortlich", sagte der Junggewerkschafter.

Auch Johannes Fenz, Präsident des Katholischen Familienverbandes, beklagt die finanziellen Engpässe, mit denen Jungfamilien konfrontiert sind: "Es gibt nach wie vor zu wenige Kinderbetreuungseinrichtungen. Und wenn, sind sie für Jungfamilien mit großer finanzieller Belastung verbunden. Ziel muss die ständige Verbesserung des materiellen Umfeldes sein und eine Weiterentwicklung des Kinderbetreuungsgeldes."

Das Kinderbetreuungsgeld helfe nichts, wenn darum nicht einmal theoretisch Kinderbetreuung gekauft werden könnte, argumentiert die Kärntner SP-Frauenchefin Melitta Trunk: "Das derzeitige Angebot der Kinderbetreuung in Österreich und insbesondere in Kärnten ist unflexibel, teilweise unleistbar und alles andere als bedarfsgerecht."

Derzeit sei die schwarz- blaue Regierung aber so sehr damit beschäftigt, Maßnahmen zu evaluieren, die die Frauen zurück an den Herd drängen sollen, dass sie die Zeichen der Zeit negiere, kritisiert die SP-Abgeordnete: "Über Strafsteuern für Kondombenutzer, wie es die FPÖ vorschlägt, möchte ich in Zeiten von Aids aber auch nicht einmal mehr diskutieren müssen, sondern lieber darüber, ob junge Menschen sie nicht kostenlos bekommen sollten."

Elisabeth Scheucher, ÖVP- Abgeordnete und Präsidentin des Kärntner Hilfswerks, sagte: "Frauen wollen sich nicht zwischen Beruf oder Familie entscheiden ? sie wollen beides." Daher müsse es maßgeschneiderte Angebote geben wie den "Play & Fun"-Kindergarten in Völkermarkt, der von 6.30 Uhr bis 20.00 Uhr offen ist und sogar eine Abholung und anschließende Betreuung der Kinder zu Hause durch ausgebildete Hilfswerk-Tagesmütter ermöglicht.

ÖVP-Familiensprecherin Ridi Steibl und Sozialsprecher Walter Tancsits haben am Mittwoch auch einen Rechtsanspruch auf Teilzeit gefordert. Den Bund dürfe das aber nicht mehr kosten als "ein Anreizsystem für Betriebe, familienfreundlichere Bedingungen zu schaffen", allfällige Betreuungskosten würden den Ländern verbleiben.

Diese würden sich durch das Kinderbetreuungsgeld ohnehin Mittel ersparen, argumentierte Steibl.

Initiativen der Länder erwartet die ÖVP-Familiensprecherin hierbei nicht nur bei Kindergärten, sondern auch im Bereich der Tagesmütter (die für ihre Funktion eine sozialrechtliche Absicherung brauchen) und anderer privater Initiativen.

Die Wiener VP-Familiensprecherin Christine Marek warf der SPÖ vor, nur "ideologisch motivierte" Betreuungsangebote zu machen, "also institutionelle Betreuung ? individuelle Bedürfnisse finden keine Berücksichtigung". So gebe es in Wien schon seit längerem keine Fördermittel mehr für mobile Tagesmütter, während andere Bundesländer dieses Service deutlich ausbauten. (cs, APA/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2003)