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Busek gegen "brain drain"

apa/Matthias Hiekel
Alpbach - Wenn schon die EU-Länder die massiven Abwanderungstendenzen hochqualifizierter Arbeitnehmer in Richtung USA beklagen, so ist dieses Problem für die Länder Südosteuropas noch wesentlich größer. Nun will die EU mit der Förderung von nationalen Aktionsplänen diesen "brain drain" eindämmen und die Arbeitnehmer motivieren, ihre Fähigkeiten im eigenen Land zur Verfügung zu stellen, kündigte der EU-Sonderbeauftragte für den Südosteuropa-Stabilitätspakt, Erhard Busek, in einem Gespräch mit der APA am Mittwochabend in Alpbach an.

"Als Unterstützung für diese Aktionspläne hat die EU vorgesehen, dass unsere Mobilitätsprogramme auch von den südosteuropäischen Ländern in Anspruch genommen werden können", sagte Busek. Die Zusage habe er beim vergangenen Gipfel in Thessaloniki zwar erreichen können, die Umsetzung selbst sei aber noch nicht geschehen. "Dies ist erst ab dem Budget 2006 realistisch", so Busek, der dieser Tage als Präsident des Forum Alpbach im Einsatz ist.

Signalwirkung

An "Patriotismus" und an Zukunftsglauben mangle es bei den betreffenden Personen wahrlich nicht, versicherte Busek. Gerade bei der bulgarischen, aber auch bei der serbischen Regierung gebe es viele Beispiele von Personen, die bereits im Ausland waren, dann aber wieder zurück kamen und ihre Erfahrung nun in der Heimat zur Verfügung stellen. "Diese Fälle haben durchaus Beispiel- und Vorbildcharakter, sie haben eine große Signalwirkung", so Busek.

Busek warnte aber davor, "jene Leute zu verurteilen, die dennoch auswandern wollen, weil sie in ihrer Heimat keinen adäquaten Job bekommen können. Das geht nicht!" Die wirklich wichtige Frage sei vielmehr, wie man den Ländern Südosteuropas wirtschaftlich auf die Beine helfen könne, damit es künftig diese hochqualifizierten Posten geben kann. Eine wichtige Rolle spiele hier das internationale Investment. "Ich sage den internationalen Firmen immer wieder, nur wenige eigene Leute zu entsenden. Nehmt möglichst lokales Personal, das sich so weiter qualifizieren kann", erklärte Busek.

Mobilität

Die EU könnte ihrerseits in Abstimmung mit den südosteuropäischen Ländern mit einer pragmatischeren Visa-Praxis helfen, meinte der EU-Sonderbeauftragte. Die Mobilität sei nicht nur für EU-Bürger vorteilhaft, sondern natürlich auch für die hochqualifizierten Arbeitskräfte der Balkan-Länder. "Wenn jemand ein Schengen-Visum hat, dann sollte auch automatisch durch alle Nicht-Schengen-Länder reisen können." Busek zeigte sich aber realistisch: In diesem Bereich werde es kaum Bewegung geben.

Zwar sei er dafür, Strategien zu entwickeln, hochqualifizierte Arbeitskräfte aus den Balkan-Ländern prinzipiell zu unterstützen, es dürfe aber seitens der EU nie der Eindruck erweckt werden, dass die Länder ihren Beitritt zur Union billiger bekommen könnten, um die Prozesse zu beschleunigen und gewisse volkswirtschaftliche Effekte - wie eben die vorzeitige Arbeitskräfteabwanderung - einzudämmen. "Sie kommen um die Reformen nicht herum! Sie müssen die Bedingungen alle erfüllen, sonst hat schließlich die EU keinen Sinn mehr. Was die südosteuropäischen Länder anstreben, erreichen sie nicht, indem die EU aufgeweicht wird." (APA)