Foto: Montage/derstandard.at
Mailand/Rom - Der Vatikan hat nach der Befreiung Roms durch die Alliierten im Juni 1944 mit dem US-Geheimdienst OSS kooperiert. Wie die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" am Dienstag laut Kathpress unter Berufung auf Geheimdienstarchive in Washington berichtete, soll der spätere Papst (1963-78) Paul VI., Giovanni Battista Montini, der wichtigste Gesprächspartner der Amerikaner im Vatikan gewesen sein. Montini war seit 1944 als Substitut des vatikanischen Staatssekretariats einer der engsten Mitarbeiter von Papst Pius XII. Er habe dem OSS bis zur völligen Befreiung Italiens Informationen aus dem mit dem deutschen Naziterror konfrontierten Norden des Landes zur Verfügung gestellt, heißt es in dem Bericht.

Kampf den Kommunisten

In den Nachkriegsjahren habe Montini dann gemeinsam mit den USA gegen eine Machtübernahme durch die Kommunisten gearbeitet. Ziel sei die die Stärkung der Democrazia Cristiana (DC) gewesen. In dem "Corriere"-Bericht hieß es weiter, Washington habe auf Montini gesetzt, weil er im Unterschied zu anderen Kurien-Funktionären als eindeutig antifaschistisch und antikommunistisch eingeschätzt wurde. Aus den Archiven gehe auch hervor, dass sich 1946 vor der Volksabstimmung über die italienische Staatsform vorübergehende Meinungsverschiedenheiten ergeben hätten. Der Papst und Montini hätten die Beibehaltung der Monarchie befürwortet, während die Amerikaner auf eine republikanische Verfassung drängten. Nach der Volksabstimmung habe man dann aber wieder gemeinsam für die Christdemokraten und gegen die Kommunisten gearbeitet.

In Italiens Medien und auch in der Kirche wird dieser Tage der Ereignisse vor 60 Jahren gedacht. Geheimverhandlungen hatten am 3. September 1943 zum Abschluss eines Waffenstillstands zwischen Italien und den Alliierten geführt. Als Marschall Pietro Badoglio, der nach dem Sturz des faschistischen Diktators Benito Mussolini am 25. Juli 1943 das Amt des Ministerpräsidenten übernommen hatte, den Waffenstillstand am 8. September im Rundfunk verkünden ließ, setzten die - längst vorbereiteten - deutschen Gegenmaßnahmen unverzüglich ein: Entwaffnung und Gefangennahme der italienischen Streitkräfte sowie die Besetzung Roms durch deutsche Truppen.

Am 12. September ließ Hitler Mussolini durch Otto Skorzeny in einer wagemutigen Nacht-und-Nebel-Aktion aus einem Hotel am Gran Sasso, wo der "Duce" interniert war, befreien. In Salo am Gardasee wurde dann von der Besatzungsmacht das Marionettenregime der "Sozialen Republik" installiert.

Die Ermordung von Tausenden italienischer Soldaten durch die deutsche Wehrmacht auf der griechischen Insel Kefalonia (Kephalonia) und die Behandlung der italienischen "Militärinternierten", denen der Status von Kriegsgefangenen vorenthalten wurde, führten in Italien zu leidenschaftlicher Erbitterung über den einstigen Achsenpartner. Im September jähren sich zum 60. Male die Massaker deutscher Besatzungstruppen an internierten italienischen Soldaten in Griechenland. Vom 12. bis 23. September 1943 waren insgesamt 8.400 Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der italienischen Division "Acqui" von ihren einstigen Waffenbürdern massakriert worden. (APA)