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Bisher konnten 78 Millionen Euro für die neue Berliner Eliteschule eingesammelt werden - Die Suche nach neuen Stiftern erweist sich als äußerst schwierig

Foto: APA/dpa/Führer
Die Ansprüche sind noch immer hoch. Zwar ist inzwischen nicht mehr von einem "deutschen Harvard" die Rede, doch in der ersten Liga der weltweit besten Business Schools will die European School of Management and Technology (ESMT) künftig schon mitspielen. Sieben Monate nach der offiziellen Gründung in Berlin begann die von 25 Großunternehmen (Allianz, BMW und Siemens) finanzierte Managementschule im Mai mit dem Lehrbetrieb in München. Hier soll bis mindestens 2005 das Zentrum der Aktivitäten sein. Denn so lange wird es dauern, bis der künftige Hauptsitz im Staatsratsgebäude in Berlin renoviert ist. "Unser Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung von Führungskompetenzen für das mittlere und höhere Management", erklärte ESMT-Präsident Derek F. Abell bei der Eröffnung des Münchner Campus.

Neue Führungsansätze

"Die ESMT engagiert sich für neue Führungsansätze, die von Professionalität und staatsmännischen Eigenschaften geprägt werden." Dabei konzentriert sich die Schule auf den lukrativen Bereich der kurzen Seminare, der so genannten Executive Education. Ursprünglich sollten hier jährlich zudem 500 akademische Master-Abschlüsse verliehen werden. Doch davon ist inzwischen nur noch selten die Rede. Dass die ersten Veranstaltungen der ESMT in München stattfinden, liegt vor allem an der großzügigen Unterstützung Bayerns.

Vier Millionen Euro hat der Freistaat bisher locker gemacht und der ESMT Räume in einem neuen Bürokomplex am ehemaligen Flughafen München-Riem mietfrei zur Verfügung gestellt. "Dabei wird es wohl nicht bleiben", zeigte sich der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber generös und schwärmte vom neuen "Glanzlicht für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Bayern". Dagegen bereitet die Renovierung des vom Land Berlin mietfrei zur Verfügung gestellten Staatsratsgebäudes noch Probleme.

Fondsgesellschaft soll finanzieren

Weil der ESMT das Geld für die Sanierung fehlt, soll die Finanzierung nun über eine Fondsgesellschaft erfolgen. Als Sicherheit soll das hoch verschuldete Land Berlin umfassende Erbbaurechte gewähren. Die Verhandlungen darüber sind allerdings nicht abgeschlossen. Zudem sollen sich die beteiligten Unternehmen verpflichten, fünf Jahre ihre Mitarbeiter in die ESMT-Seminare zu schicken. Danach muss die Schule selbst für ihre Kunden sorgen. Nicht zuletzt aufgrund der miserablen Pressearbeit herrschte in der Vergangenheit viel Verwirrung über die Finanzierung der ESMT. Da war von einem angestrebten Stiftungskapital von 100 Millionen Euro die Rede, aus deren Zinserträgen die Business School finanziert werden sollte. Bisher hat man jedoch erst 78 Millionen Euro an Stiftungskapital eingesammelt. Die Suche nach neuen Stiftern erweist sich als äußerst schwierig. "Die wollen erst einmal sehen, was wir machen, bevor sie zahlen", sagt ein Insider. Man müsse zwischen der ESMT-Stiftung und der ESMT GmbH, der eigentlichen Business School, unterscheiden, erklärte der Vorsitzende der ESMT-Stiftung und Allianz-Aufsichtsrat Henning Schulte-Noelle.

Aufgabe der Stiftung sei es nicht, den laufenden Betrieb der ESMT zu finanzieren. Den müsse diese selbst mit ihren Einnahmen aus den Teilnehmergebühren bestreiten. Bisher hat die Schule noch keinen einzigen Professor. "Wir hoffen, noch in diesem Jahr die ersten Verträge abschließen zu können", sagte ESMT-Dekan Wulff Plinke. Bis dahin behilft man sich mit Gastprofessoren. 14 hochpreisige Seminare (ein Zweitageskurs kostet 2750 Euro) sind in diesem Jahr angesetzt. Die erste Veranstaltung fand gleich im Anschluss an die offizielle Eröffnung am 26. Mai in München statt. Zu dem Human-Resource-Management-Roundtable waren allerdings nur die Personalvorstände der beteiligten Unternehmen geladen. Dabei ging es wohl vor allem darum, diese zu überzeugen, ihre Mitarbeiter in den nächsten Jahren zu den ESMT-Seminaren zu schicken. Denn nur dann hat die Schule überhaupt eine Überlebenschance. (Bärbel Schwertfeger, DER STANDARD Printausgabe, 23./24.8.2003)