Online bestellen und im Shop abholen: Für manche sieht so die Zukunft der Einkaufszentren aus (Bild: Messepark Dornbirn).

Foto: Messepark Dornbirn

Einzelhandelsketten expandierten in den vergangenen Jahren stark. Das führte zu großer Nachfrage nach Flächen, die durch immer mehr Einkaufszentren gestillt wurde. Genau davon gibt es mittlerweile eigentlich genug, deshalb setzte ein Verdrängungswettbewerb zwischen den Shoppingcentern ein - vor allem in Westeuropa, langsam aber auch im Osten. Schon allein das ergäbe viele Themen für ein Europäisches-Shopping-Center-Symposium.

Doch es ging am vergangenen Donnerstag im Wiener Palais Ferstel um ganz anderes, noch erheblich Bedeutenderes für die Branche. Hania Bomba, Geschäftsführerin des Veranstalters RegioPlan, fasste es lapidar zusammen: "Online gewinnt an Bedeutung, Offline verliert an Frequenz."

Reise mit unklarem Ziel

Die stark progressiv wachsenden Online-Umsätze machen in mancher Branche schon zehn Prozent der Gesamtumsätze aus, die Wachstumsraten lagen zuletzt etwa bei Bekleidung bei mehr als 30 Prozent, bei Schuhen bis zu 30 Prozent. Dass hier also "richtungsweisende Veränderungen" im Gang sind - Bomba sprach sogar von einer "Revolution" im Handel -, müsse jedem klar sein. Wie die Betreiber von Shoppingcentern darauf reagieren können, war das große Thema der Tagung im Wiener Palais Ferstel.

"Der Online-Handel ist die größte Herausforderung seit der Einführung der Selbstbedienung im Jahr 1938", fasste es Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein noch ein wenig prägnanter zusammen. Auch er bot für die Branche ähnlich brisante Zahlen dar, etwa Umsatzzuwächse von 21 Prozent beim Online-Handel von 2011 auf 2012 - bei kaum wachsenden Gesamtumsätzen. Er verwies außerdem auf den bereits sehr hohen Anteil des "Mobile Commerce" innerhalb des Online-Handels, dieser belaufe sich schon auf 15 Prozent. Das führe dazu, dass "vom stationären Geschäft mittlerweile ein mobil optimierter Online-Shop erwartet wird". Dass sich andererseits in Kundenbefragungen die "lokale Verfügbarkeit" des gewünschten Produkts immer stärker als wichtiger Faktor herausstelle, sei eine "Steilvorlage für den stationären Handel", so Heinemann. Mit Abhol-Stores - "Click & Collect" - könnten die Einzelhändler Frequenz generieren, meint der Experte (siehe auch Interview).

"Multi-Channeling" als Königsweg

Dass "Click & Collect" an Bedeutung gewinnen wird, erwartet auch Alexander von Schirmeister, Europa-Vizechef von Ebay. Gerade für die von Kunden immer stärker gewünschte Lieferung noch am Tag der Bestellung ("Same-Day-Delivery") sei ein innerstädtisches Netz an Niederlassungen wichtig, das hätten auch Tests seines Unternehmens in den USA gezeigt. Und auch Alain Parent, Manager bei Marionnaud Österreich, machte den rund 300 anwesenden Shoppingcenter-Profis Mut: Er berichtete von einem "sensationell" verlaufenen Testbetrieb in einer Pariser Filiale. Und er räumte gleichzeitig ein, dass mit seinen "kleinen teuren Produkten" das "Click & Collect" wohl besser funktioniere als etwa mit Zementsäcken vom Online-Baumarkt.

Im gleichzeitigen Bedienen von Online und Offline - "Multi-Channeling" - sehen jedenfalls viele den Königsweg für den stationären Handel. Auch Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbands, sprach von einer "Riesenchance", aus seiner Sicht müssten dafür aber sowohl die Betreiber der Einkaufszentren als auch deren Mieter rigoros umdenken. Nicht kompatible IT-Systeme seien nur eine von mehreren großen Hürden auf diesem Weg.

Und natürlich auch die Einstellung so mancher Manager im Einzelhandel. Manche von ihnen würden nämlich glauben, "dass sich der Kunde noch umerziehen lässt und auf die Technik wieder verzichten wird", berichtete Experte Heinemann. (Martin Putschögl, DER STANDARD, 17.5.2014)