Popeye goes Las Vegas: Übers Telefon ersteigerte Casinomogul Steve Wynn bei Sotheby's Jeff Koons knapp zwei Meter große Popeye-Skulptur (2009/11) für 28,16 Mio. Dollar.

Foto: Sotheby’s
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Gemessen am Wachstum, kann keine andere der Sparte Contemporary & Post War das redensartliche Wasser reichen. Sowohl die Menge der auf den Markt kommenden Kunstwerke als auch die damit erzielten Umsätze entwickelten sich in den vergangenen zehn Jahren gigantomanisch: Allein in der Auktionsbranche stiegen die weltweiten Werte von 593 Millionen im Jahr 2003 auf zuletzt 4,9 Milliarden Euro.

Das entspricht einer Wertsteigerung von stolzen 480 Prozent: der Sparte als solche, nicht jedoch der darin erfassten 36.000 Künstler und deren Arbeiten. Signifikante Kurszuwächse und immer neue Rekordwerte waren und sind allerdings nur einer vergleichsweise kleinen Gruppe vorbehalten.

Sie heißen Andy Warhol, Mark Rothko oder Jean-Michel Basquiat, Gerhard Richter, nicht zu vergessen natürlich Francis Bacon. Ab und an schlüpfen auch andere in diese Rankings, im Zuge der diese Woche in New York abgehaltenen Versteigerungen wären demnach noch Barnett Newman und Alexander Calder (neue Künstlerweltrekorde) zu nennen.

Insgesamt eine überschaubare Minderheit, die sich jedoch stets in den Listen der zehn höchsten Zuschläge - einzelner Auktionen ebenso wie in den Jahresbilanzen - findet. Dank einer überaus vermögenden Klientel übrigens, die dies bisweilen aus der Portokasse zu finanzieren scheint. Ein Beispiel gefällig? Vergangenen November kam Francis Bacons Triptychon Three Studies of Lucian Freud (1969) via Christie's auf den Markt. 80 Millionen Dollar lautete das Startgebot, das nicht weniger als fünf Bieter zu zahlen bereit waren. Bei 120 Millionen waren es immerhin noch drei Interessenten, darunter ein junger, unscheinbarer Saalbieter asiatischer Herkunft. Schließlich bewilligte Acquavella Galleries (New York) im Auftrag eines Klienten 142,4 Millionen Dollar (inkl. Aufgeld).

Gigantische Wertzuwächse

Wer auf eine Wiederholung des Sensationswertes hoffte, wurde diese Woche enttäuscht: Das aus einer späteren Werkphase (1984) stammende Ensemble Three Studies for Portrait of John Edwards wanderte für 80,8 Millionen Dollar nach Asien ab. Nur? Nun, 2001 hatte einer der Vorbesitzer bei einer Auktion in London dafür nachgerade läppische 4,45 Milliönchen bezahlen müssen.

Die innert weniger Jahre für einzelne Werke mancher Künstler eingestreiften Profite sind teils beachtlich. Im Falle von Gerhard Richters Großformat Abstraktes Bild (712) etwa, für das ein europäischer Privatsammler Sotheby's im November 2012 17,44 Millionen Dollar bewilligt hatte, der sich nun, nach 18 Monaten, via Christie's (29,28 Mio.) einen stattlichen Zugewinn von fast zwölf Millionen Dollar sicherte.

Noch bemerkenswerter sind jedoch in Summe die in den letzten Tagen am Hudson gescheffelten Umsätze: weniger bei Sotheby's (rd. 443 Mio.) als bei Christie's, wo in vier Sitzungen 360 Kunstwerke zum Gegenwert von 975 (!) Millionen Dollar den Besitzer wechselten. (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 17./18.5.2014)