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Alexander Pereiras Vertrag wurde vom Aufsichtsrat der Scala am Donnerstag verkürzt.

Foto: apa/gindl

Mailand/Salzburg - Der designierte Scala-Intendant Alexander Pereira akzeptiert die vom Aufsichtsrat des Mailänder Opernhauses geforderte Vertragsverkürzung als Strafe für den umstrittenen Verkauf von Opern der Salzburger Festspiele an die Scala. "Ich nehme den Beschluss des Aufsichtsrats an", sagte der 66-Jährige im Interview mit der Tageszeitung "Corriere della sera" am Freitag.

Pereira versicherte, er werde die Scala in der nächsten Saison leiten, in der das Theater wegen der Mailänder Weltexpo im internationalen Rampenlicht stehen wird. "Diese Saison ist für Mailand wichtig. Am Schluss wird der Aufsichtsrat entscheiden, ob ich eine Amtsbestätigung verdient habe", erklärte Pereira. Der Aufsichtsrat hatte am Freitag eine Vertragsverkürzung von sechs Jahren auf 15 Monate bis Ende 2015 beschlossen.

Genehmigungen nötig

Die Tatsache, dass er für jede Ausgabe künftig die Genehmigung des Scala-Aufsichtsrats brauchen werde, betrachte er nicht als Problem. "Ich bin sicher, dass ich gut arbeiten und beweisen werde, wer ich wirklich bin. Ich werde das tun, was man sich von mir erwartet. Ich brauche nur die Zeit und die Möglichkeit dazu", erklärte der designierte Intendant.

Er habe sich beim Mailänder Bürgermeister und Präsidenten der Scala-Stiftung, Giuliano Pisapia, sowie beim Aufsichtsrat des Theaters wegen des Eklats um den Opernverkauf entschuldigt. "Es tut mir leid, dass ich übertrieben habe. Acht Aufsichtsratsmitglieder haben mir jedenfalls das Vertrauen bestätigt, lediglich ein Mitglied war dagegen", kommentierte Pereira. Er akzeptiere die Kritik, er habe jedoch lediglich im Interesse der Scala gehandelt. Er bestritt, dass es zu einem Interessenkonflikt gekommen sei.

"Ja, es hat ein Problem gegeben"

Pereira gab Probleme mit dem noch amtierenden Scala-Intendanten Stephane Lissner zu. "Ja, es hat ein Problem gegeben, aber ich hoffe, dass sich unsere Beziehungen bald normalisieren werden", sagte der Österreicher. Pereira dankte dem designierten Scala-Musikdirektor Riccardo Chailly, der ihn vor dem Bürgermeister verteidigt habe: "Wir sind seit 30 Jahren befreundet, wir schätzen uns gegenseitig. Wir haben zusammengearbeitet und gemeinsam Erfolge gefeiert."

Der Manager äußerte die Hoffnung, dass die von Salzburg erworbenen Opern in Mailand aufgeführt werden. "Es handelt sich um wertvolle Opern, deren Produktion ich von Anfang an verfolgt habe. Deswegen wollte ich sie in Mailand haben, weil ich ihrer Qualität bewusst bin", kommentierte Pereira.

Mailands Bürgermeister entlastet Pereira

Zwar hat der Aufsichtsrat der Scala die Dauer von Pereiras Vertrag verkürzt, Bürgermeister Pisapia entlastete den Manager aber vom Vorwurf des Interessenkonflikts. "Ich habe mit Helga Rabl-Stadler, Präsidentin und kaufmännische Leiterin der Salzburger Festspiele, gesprochen, und sie hat mir versichert, dass es keine Interessenkonflikte gibt. Die Salzburger Festspiele wollten die Opern verkaufen und hatten sich einen höheren Preis als jenen erhofft, den Pereira für die Scala erhalten hat. Pereira hat keine Prozente für den Verkauf bekommen", betonte Pisapia nach Angaben italienischer Medien.

Das Geld für den Opernverkauf habe nicht zur Sanierung der Bilanzen der Salzburger Festspiele gedient. Der Preis für die Opern sei auch laut Lissner angemessen, erklärte Pisapia. Der Scala-Aufsichtsrat habe auch Chailly um seine Meinung gebeten. "Der Musikdirektor hat ein berufliches Vertrauen in Pereira bestätigt", so der Bürgermeister.

Salzburger Bürgermeister pessmimistisch

Heinz Schaden, Kurator der Salzburger Festspiele und Bürgermeister der Stadt Salzburg, beurteilt die rechtliche Sicherheit rund um die Opern-Kaufverträge indessen pessimistisch: "Es ist unwahrscheinlich, dass die Einnahmen für Salzburg erwartungsgemäß fließen werden. Ich fürchte, da werden wir einiges abschreiben müssen, aber daran werden die Salzburger Festspiele nicht scheitern."

Die Verträge mögen gültig sein, aber sie seien nur schriftliche Absichtserklärungen Pereiras im Namen der Scala, argumentiert Schaden. "Ob die Verträge bei der aktuellen Stimmung in Mailand eingelöst werden, ist mehr als offen."

Deutlich optimistischer reagierte Wilfried Haslauer, Landeshauptmann von Salzburg und Vorsitzender des Kuratoriums der Salzburger Festspiele: "Ich sehe keinen Anlass für Kopfweh. Die Verträge zwischen Salzburg und Mailand sind gültig und aufrecht, ich gehe davon aus, dass sie halten. Dies hat auch die Festspielpräsidentin (Helga Rabl-Stadler, Anm.) mir gegenüber heute bestätigt." (APA, 16.5.2014)