Barack Obama hat die Region erst unlängst besucht. Die unausgesprochene Botschaft des US-Präsidenten: Es soll bloß niemand glauben, dass die USA angesichts der Krise in der Ukraine den Fernen Osten aus den Augen verlieren würden. In Japan, Südkorea, Malaysia und auf den Philippinen hörte man die Nachricht aus erster Hand, in Vietnam und bei dem eigentlichen Adressaten - China - kam sie mittelbar, aber durchaus deutlich an.

Obamas Aufmerksamkeit ist angebracht, denn im Südchinesischen Meer stehen die Zeichen auf Krieg. Die Bohrinsel, die Peking in Block 142 südwestlich der von China und Vietnam (unter anderem mit Dokumenten aus der Österreichischen Nationalbibliothek als Beweis) beanspruchten Paracel-Inseln geschleppt hat, ist eine offene Provokation. Dass die Proteste in Vietnam und Scharmützel auf See bisher relativ glimpflich verlaufen sind, ist ein Wunder.

Den Vietnamesen zufolge liegt das Gebiet innerhalb der 200-Seemeilen-Zone, die Hanoi gemäß Seerechtsübereinkommen dort das alleinige Recht zur wirtschaftlichen Ausbeutung von Ressourcen einräumt. Die Sticheleien Pekings werden als Taktik betrachtet, dies infrage zu stellen und Verhandlungen über den Status der Paracels zu erzwingen. Das allerdings wird sich Hanoi niemals bieten lassen. Bereits 1979 befanden sich die beiden kommunistischen Bruderländer in offenem Krieg. Einen solchen würde Vietnam trotz enger Wirtschaftsbande wohl wieder in Kauf nehmen. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 16.5.2014)