Wer in Bedrängnis kommt, kann seine Geodaten verschicken.

Grafik: Amnesty International

London/Wien - Uganda oder Ruanda sind nicht unbedingt Länder, in denen Menschenrechtsaktivisten unbehelligt ihre Arbeit machen können. In Venezuela wurden erst diese Woche mehr als hundert Demonstranten verhaftet. Auch wer im Sudan, in El Salvador, Nicaragua oder Thailand nicht der herrschenden Meinung entspricht, lebt mitunter gefährlich.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) bastelt seit einigen Monaten an einer technischen Möglichkeit, um Aktivisten besser vor Übergriffen, Entführungen und Folter zu schützen. Anfang Mai stellte sie die den Prototyp der App "Panic Button" vor, die mithilfe der Netzgemeinde nun getestet und verbessert werden soll.

"Hilfe, ich bin in Gefahr"

Der Mechanismus ist relativ simpel: Der User gibt die Kontaktdaten von drei Vertrauenspersonen ein. Kommt es zu einem Notfall, aktiviert der Betroffene den "Alarmknopf" am Handy, und eine SMS, zum Beispiel mit der Nachricht "Hilfe, ich bin in Gefahr", wird mitsamt den Ortungsdaten als SMS verschickt. Vorher sollte mit den drei Personen besprochen werden, wie sie im Notfall vorgehen sollen - ob sie die Polizei einschalten, oder eben nicht.

Amnesty empfiehlt, die App mit einem PIN-Code zu schützen, der im Notfall aber nicht neu eingegeben werden muss. Es reicht, einen bestimmten Knopf seitlich am Handy zu drücken, erfordert also wenig Zeit und wird im besten Fall vom Gegenüber nicht wahrgenommen. Zusätzlich sind diverse Sicherheitstipps aufgelistet.

Mittlerweile würde Panic Button von rund 100 Aktivisten aus 16 Ländern in Zentralamerika, Ostafrika und Südostasien getestet, schreibt Alice Henley von Entwicklungsteam in London am Donnerstag. Nach der Testphase sollen sie wiederum andere Mitstreiter einschulen.

Entwickler sind eingeladen

"Ich hoffe, es wird nie so weit kommen, dass ich ihn benutzen muss. Aber die Gefahr für mich ist so real geworden, dass es mir eines Tages in einem Notfall wirklich helfen würde", schreibt ein Aktivist von den Philippinen, der im Moment an den Schulungen teilnimmt.

Wer sich an der sogenannten Beta-Testphase beteiligen will, kann die Anwendung unter panicbutton.io herunterladen und ausprobieren. Einziger Nachteil: Sie ist im Moment nur für Android-Handys verfügbar. "Wir freuen uns aber sehr, wenn Entwickler uns helfen wollen", meint Henley.

Möglich gemacht hat die Umsetzung der mit 122.000 Euro dotierte Google Global Impact Award, den Amnesty im Jahr 2013 mit der Idee gewonnen hat. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 16.5.2014)