Martin Ehrenhauser im Eisenstädter Workshop.

Foto: Standard/Weisgram

Eisenstadt - Wahlkämpfen, das ist ein zuweilen wirklich mühsames Geschäft. Nicht nur für Martin Ehrenhauser, aber für ihn auch. Am Montagabend hat es den Ex-Liste-Martin-Mandatar und nunmehrigen Spitzenkandidaten der Liste "Europa anders" diesbezüglich nach Eisenstadt verschlagen. Und dort erreichte er - gut gezählt - so um die 20 Menschen. Der mögliche Multiplikationsfaktor war also ein bisserl gering. "Aber das geht dem Othmar Karas oft auch nicht anders."

Attac hatte in den Keller des Restaurants Haydnbräu geladen. Es galt, sich "Europa mit allen Sinnen" zu nähern. Und das funktionierte so, dass an vier Tischen je eine Tischdame oder ein Tischherr Platz nahm, und die Interessenten von Tisch zu Tisch wandern konnten, um dort, thematisch gewichtet, über Europäisches zu diskutieren.

Da saß dann also Hans Göttel, Chef des pannonischen Europahauses, das schon wieder ums finanzielle Überleben kämpft; oder Regina Petrik, grüne Spitzenkandidatin für die Landtagswahl; oder eben auch Martin Ehrenhauser, der sich die Sache vielleicht anders vorgestellt hat: größer. "Oft aber erwarte ich mir gar nichts", sagt er, "und dann habe ich eine volle Arena." Oft aber auch nicht. Und dann gilt es, den von Tisch zu Tisch wandernden Gruppen im vorgegebenen Zehn-Minuten-Rhythmus von der Intransparenz der Verhandlungen über das Freihandelsabkommen mit den USA - TTIP - zu erzählen.

Also erzählt der erfahrene Europaparlamentarier von den vier Geheimhaltungsstufen und den solcherart klassifizierten Dokumenten und dem Leseraum, wo Mandatare unter dem Siegel beschworener Verschwiegenheit dann doch Einsicht nehmen können.

Entschleunigung

Das hat etwas sehr Entschleunigtes. Es ist mehr Workshop als Wahlkampf. Nach zehn Minuten klopft die Gastgeberin mahnend ans Glas. Die Tische werden gewechselt. "Schreibt bitte was auf das Papier", sagt sie zum Ehrenhausertisch. Auf diesem Papier stand schon "Das andere Europa". Jetzt steht da: "Konsultationsverfahren." Und darunter: "Klassifizierte Doku."

Man ist hier - Attac veranstaltet - sehr europäisch, aber auch sehr skeptisch europäisch. Im Vergleich zu manchen Tischbesuchern wirkt der linke Martin Ehrenhauser da beinahe optimistisch. "Es braut sich was dagegen zusammen", versichert er, als es wieder um TTIP geht, das konzernfreundliche Freihandelsabkommen. Mit ihm und den Seinen im Parlament erst recht. "Wir sind ja ein Teil der Fraktion der europäischen Linken, die werden die drittstärkste Kraft sein, noch vor den Liberalen."

Beim Reden kommen nicht nur die Leut z'sammen, sondern auch die Politiker in Fahrt. "Das hier ist heute meine vierte Veranstaltung." Martin Ehrenhauser schaut nicht auf die Uhr, aber: "Eine folgt noch." Er muss nämlich noch zum Demonstrieren gegen die Entwicklungshilfekürzung auf den Ballhausplatz. Den kennt er ja schon vom Protestkampieren. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 14.5.2014)