Wien - Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) wird nach der Aufregung um einen Text aus den Deutsch-Aufgaben für die Zentralmatura, der in Zusammenhang mit der NS-Ideologie steht, mit dem zuständigen Bildungsforschungsinstitut Bifie über die Sache reden. Sie werde diese Woche mit den beiden Direktoren zusammentreffen, sagte sie am Dienstag am Rande des Ministerrats.

Bei der Deutsch-Matura sollten die Schüler einen Text von dem deutschen Autor Manfred Hausmann interpretieren und dabei vor allem auf den Umgang mit Natur und Leben eingehen. Der Text "Die Schnecke" wurde 1947 geschrieben, der Autor war unter anderem Mitarbeiter der NS-Wochenzeitung "Das Reich" gewesen, berichten die "Salzburger Nachrichten". Im Text geht es vordergründig um die Tötung einer Schnecke. Die IG Autorinnen Autoren hatte darauf aufmerksam gemacht, dass der schwülstige Text von Lesern - vor allem im Kontext der Zeit, in der er geschrieben wurde - als Verharmlosung des Naziterrors und des Holocaust verstanden werden kann.

Sowohl in der Formulierung der Maturaaufgaben als auch in der Kommentierung für die Lehrer habe das Bifie die auf der Hand liegenden Konnotationen komplett ausgeklammert, kritisiert die IG Autorinnen Autoren. Auch in der Info-Box zum Text werden die Schüler nicht über den Hintergrund des Texts oder des Autors aufgeklärt.

Bifie nimmt Kritik ernst

Das Bifie hat laut Ö1-"Mittagsjournal" in einer Stellungnahme betont, dass man die Kritik ernst nehme. Eine Verdeutlichung des historischen Kontexts und insbesondere ein klarer Hinweis auf die Rolle Hausmanns im Nationalsozialismus hätten den problematischen biografischen Hintergrund des Autors transparent gemacht. Dies wäre sinnvoll und notwendig gewesen. (APA, 13.5.2014)