Hatte von Geburt an "europäisches Blut": Patrik Fazekas (24).

Foto: jvp

Wien - Als wir Patrik Fazekas im Wiener Hauptquartier der Jungen Volkspartei (JVP) besuchen, lässt uns der amtierende Außenminister keine Sekunde aus den Augen: als riesiges Poster an der Wand. Allzu leicht kann man drauf vergessen, dass Sebastian Kurz ja noch immer Bundesobmann der JVP ist.

Sein Kollege Fazekas ist mit 24 Jahren nur unwesentlich jünger. Als Vorsitzender der JVP Burgenland kandidiert er bei der EU-Wahl auf dem neunten Listenplatz der ÖVP.

Acht von zehn Punkten

Auch diesmal wollen wir wissen, wie zufrieden er mit der EU ist - und siehe da: Von zehn möglichen Punkten vergibt er acht, also mehr als die Vorsitzenden der Sozialistischen Jugend und Jungen Grünen zusammen.

Die fehlenden zwei Punkte würde er sogar noch aufrunden, wenn es derzeit in der EU-Politik nicht noch im Bereich der Bürgermitbestimmung hapere.

Fazekas kommt aus einer 1200-Seelen-Gemeinde im Burgenland und wünscht sich eine greifbarere Politik: "In Wien erscheint die Politik schon ein bisschen weiter entfernt, und wenn man zur Europäischen Union geht, dann ist sie schon ganz weit weg", sagt Fazekas.

Zu relevanten Themen sollten etwa Volksabstimmungen angedacht werden. Bürgernähe sucht er auch auf seinen Foldern, in denen seine persönliche Telefonnummer abgedruckt ist. 16.000 haben sie bekommen, tatsächlich angerufen aber nur zwei.

"Europäisches Blut"

Fazekas habe "das europäische Blut schon von Geburt an mitbekommen", denn seine Mutter stammt aus Polen, und sein Vater ist Burgenland-Kroate. Es sei gelebte Vielfalt, wenn die Mutter am Sonntag polnische Rübensuppe serviert, der Vater mit ihm auf Kroatisch spricht und seine Freundin nur mehr Wörter wie "Woschmaschinska" aufschnappt.

Seine politische Laufbahn begann einst als Schulsprecher. In seiner SPÖ-dominierten Gemeinde sei es schwierig gewesen, sich als ÖVPler zu outen: "Da habe ich dann die andere Seite der Politik erlebt. Es ist schnell dreckig zugegangen."

In manchen Themen weicht Fazekas von der Parteimeinung ab, etwa bei gleichgeschlechtlichen Ehen: "Meine persönliche Meinung ist eine liberalere. Ich habe überhaupt kein Problem mit Homosexuellen." Es störe ihn, dass die Diskussion derart emotional geführt wird, und fordert mehr Sachlichkeit. (Nadine Dimmel (15) Anna Strümpel (17), DER STANDARD, 12.5.2014)