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Wo wird der nächstjährige Song Contest ausgetragen? Klar scheint, dass es nicht die Steiermark wird.

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Wien/Graz/Innsbruck/Linz - Conchita who? Nicht sonderlich interessiert an ihrem nunmehr europaweit prominenten Steirerdirndl Conchita Wurst zeigt sich die steirische Landesregierungsspitze: Keine unmittelbare öffentliche Reaktion, keine Gratulation.

Landeshauptmann Franz Voves (SP) äußert auf Standard-Anfrage auch keine großen Ambitionen, den Song Contest (ESC) 2015 in Conchitas Heimatbundesland, die Steiermark, zu holen. "Mal schauen", welche Pläne der ORF konkret habe, erst dann wolle er sich öffentlich äußern. Man wisse ohnehin, wie er "zum Thema" stehe. Er habe immerhin schon mal den Chef der "Rosalila Panther" in die Grazer Burg eingeladen.

Euphorischer VP-Bürgermeister

Ungeahnt euphorisch hingegen beurteilte der als schwer konservativ geltende Grazer VP-Bürgermeister Siegfried Nagl den Ausgang des Song Contest. Er sprach - wie sein Parteifreund, Minister Andrä Rupprechter, - von einem klaren "Zeichen der Toleranz und des Respekts" und betonte, dass er sich vehement dafür einsetzen werde, den Gesangswettbewerb nach Graz zu bringen. Die Stadthalle böte eine ideale Bühne.

Auch in anderen Bundesländern will man den ESC nicht kampflos Wien überlassen. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (VP) erklärte am Montag, Conchita Wurst habe "sowohl künstlerisch als auch im Sinne der Toleranz ein klares und starkes Zeichen gesetzt". Er und die Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer hoffen nun "auf baldige Gespräche mit dem Orf" - das Interesse habe man in Wien bereits kundgetan.

Als möglicher Austragungsort käme vor allem die Olympiahalle infrage, gemunkelt wird aber auch über eine Open-Air-Veranstaltung im Bergisel-Stadion. "Innsbruck hat jedenfalls schon mehrfach bewiesen, ein guter Gastgeber für internationale Großevents zu sein", sagt Oppitz-Plörer.

"Nicht automatisch in Wien"

Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) wiederum pries in einem Schreiben an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sein Land als Musikland, das den ESC "unter Einbindung des Linzer Musiktheaters" veranstalten könnte. Pühringer weiter: "Eine Veranstaltung dieser Größenordnung muss nicht automatisch in Wien stattfinden." Das findet man auch in Niederösterreich, in Kärnten und im Burgenland, das die Messehalle Oberwart als Austragungsort ins Rennen warf.

Salzburg winkt ab

Nur Salzburg hat sich bereits aus dem Rennen genommen. "Der Song Contest 2015 wird sicher nicht in Salzburg stattfinden, bitte bleiben wir auf dem Teppich", legte sich der Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) fest. Die Stadt habe weder eine geeignete Halle für bis zu 10.000 Menschen, noch ausreichende Logistik und Infrastruktur für ein derartiges Großereignis. "Außerdem ist der internationale Werbewert bescheiden. Die Leute interessieren sich dafür, welches Land welchem Song wie viele Punkte gibt. Man interessiert sich natürlich für den Sieger und das ganze Drumherum. Aber wo die Veranstaltung stattfindet, ist sekundär. Und sicher keine geschätzten 40 Mio. Euro an Steuergeld wert", so der Bürgermeister im Gespräch mit der Austria Presse Agentur.

Auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) meinte, dass "diese Veranstaltung nicht in das weltweit einzigartige Kulturprofil des Landes passt". Die Salzburgarena fasst maximal 5.900 Besucher. In der benachbarten, 15.000 Quadratmeter großen Halle 10 des Salzburger Messegeländes haben theoretisch 7.800 Menschen Platz. "Theoretisch, denn die Halle 10 ist für derartige Veranstaltungen nicht gebaut und nicht gewidmet", erläuterte Petra Pienert, Projektmanagerin in der Salzburgarena. "Außerdem ist die Halle 10 akustisch für Musik ungeeignet." Was man über das Große Festspielhaus nicht sagen kann - Platz haben dort aber nur 2.200 Menschen. Im Stadion Klessheim haben dagegen knapp über 30.000 Besucher Platz. Die Red Bull Arena aber hat über dem Spielfeld kein Dach.

ORF erstellt Anforderungsprofil

Einige Länder bieten Open-Air-Lösungen an - und das scheint unwahrscheinlich: ORF-Generaldirektor Wrabetz sagte am Montag im Ö1 -Mittagsjournal, es habe schon einen Grund, warum es das in der Geschichte des ESC noch nicht gab. Man werde in den nächsten Tagen ein Anforderungsprofil für die Veranstaltung erstellen und dann mit den Angeboten aus den Ländern abgleichen. Eine Entscheidung soll in etwa zwei Monaten getroffen werden, stellte Wrabetz in Aussicht.

Favorit ist und bleibt jedenfalls Wien. Im Büro von Stadträtin Renate Brauner (SP) verweist man auf die Infrastruktur - Flughafen, Öffis, zehntausende Hotelbetten, all das sei in der Bundeshauptstadt nun einmal vorhanden. Inklusive der Stadthalle, die sich bereits am Sonntag als möglicher Austragungsort ins Rennen gebracht hat.

Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) sieht noch eine andere Option: Am Gelände rund um den neuen Hauptbahnhof sei ein Areal für Kultur gewidmet - dort könnte man sich eine "temporäre Lösung" für den ESC überlegen. "Wien ist sicher ein tolles Pflaster für 2015", meint Vassilakou zu dem "Riesengeschenk" von Conchita Wurst. Auch über eine Fanmeile denkt man im Vassilakou-Ressort bereits nach. (Andrea Heigl Katharina Mittelstaedt Walter Müller, DER STANDARD, 13.5.2014)