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Linz - "Entwickelt sich die EU alles in allem in die richtige Richtung oder ist das nicht der Fall?" Diese Frage stellte das Linzer Market-Institut in der Vorwoche 403 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten. 70 Prozent sagten darauf, dass die EU ihrer Meinung nach nicht auf dem richtigen Kurs wäre, nur 23 Prozent sehen sie in der richtigen Richtung orientiert.

Männer haben ein etwas positiveres Bild als Frauen, auch Befragte unter 30 und höher Gebildete haben eine tendenziell bessere Meinung - die mittlere Altersgruppe, die Bewohner Ostösterreichs und die erklärten Anhänger von SPÖ und FPÖ haben besonders negative Ansichten von der Entwicklung der EU.

"Viele negative Emotionen"

Dies sei keine gute Ausgangslage für die EU-Wahl, meint Market-Chef Werner Beutelmeyer: "Hier kommen viele negative Emotionen durch - und denen kann man auch innenpolitisch kaum gegensteuern. In derselben Umfrage sagen uns die Leute nämlich, dass bei der EU-Wahl mit der heimischen Innenpolitik abgerechnet wird."

Konkret erklären nur 34 Prozent, dass sie die EU-Wahl für eine Wahl halten, "bei der es um die Gestaltung Europas geht". 58 Prozent gehen davon aus, dass es um eine Abrechnung im Inland geht. Diese Haltung hat in allen Bevölkerungs- und Bildungsschichten eine Mehrheit, bei älteren und bei männlichen Befragten ist sie besonders verbreitet.

Hier wirkt dann hinein, dass die Österreicher mehrheitlich auch vom eigenen Land meinen, dass es sich in die falsche Richtung entwickle. Das sagen 62 Prozent.

Abhängig von Tagespolitik

Nur 24 Prozent sehen Österreich auf dem richtigen Weg. Das ist der niedrigste Wert, den Market in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit dieser Fragestellung erhoben hat. Beutelmeyer: "Das Ergebnis hängt stets stark mit der tagespolitischen Entwicklung und ihrer jeweils aktuellen Kommentierung in den Medien zusammen. Wenn die Regierung sowohl Geschlossenheit als auch Entschlossenheit zeigt, dann haben die Leute den Eindruck, dass es dem Land relativ gut geht. Merkt man der Regierung an, dass sie zaudert oder gar streitet, dann glaubt man eher, dass das Land auf falschem Kurs wäre."

Gezeigt habe sich das gerade auch in den Jahren der umstrittenen schwarz-blauen Schüssel-Regierung. Damals gab es mehrfach absolute Mehrheiten der Befragten, die Österreich auf dem richtigen Weg sahen. Vor zehn Jahren, im Frühjahr 2004, waren je 44 Prozent der Meinung, das Land wäre auf dem richtigen oder eben auf dem falschen Weg. der Standard ließ damals nachfragen, in welchem Land es denn besser sei.

Dabei zeigte sich, dass kaum einem Land (mit Ausnahme der Schweiz) mehrheitlich attestiert wurde, dass es dort besser liefe als in Österreich. Auch jetzt, bei deutlich schlechteren Werten für Österreich, geben die Befragten an, dass es anderswo auch kaum besser wäre. Die Grafik zeigt, dass lediglich vier Ländern (Schweden, Schweiz, Deutschland und England) ein besseres Zeugnis ausgestellt wird. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 12.5.2014)