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Der Ex-Vorstand der BayernLB sagte am Freitag im Bestechungsprozess um Bernie Ecclestone als Zeuge aus.

Foto: ap/Matthias Schrader

Am Freitag erklärte Ex-Bayern-Banker Gerhard Gribkowsky erst, Druck auf Ecclestone ausgeübt zu haben. Dann fielen ihm doch Bestechungsversuche ein.

München/Berlin - Es hat bis zum Ende des Verhandlungstages gebraucht, doch dann war der Eklat perfekt. Gerhard Gribkowsky, Ex-Risikovorstand der BayernLB, erinnerte sich nach stundenlanger Vernehmung plötzlich doch an angebliche Fälle von Bestechung. "Es war ganz konkret", sagt der 56-Jährige. Im Juli 2004 habe ihm Formel-1-Chef Bernie Ecclestone zehn Millionen Dollar angeboten, damit er eine Klage im Machtkampf um die Formel 1 fallenlasse. Dann nennt er einen weiteren Fall, ein angebliches Angebot über 80 Millionen Euro. Richter Peter Noll schüttelt erstaunt den Kopf und vertagt die Verhandlung auf kommenden Dienstag.

Begonnen hat der Gerichtstag ganz anders: Gribkowsky und Ecclestone sind - wie bereits 2011 - vor Gericht aufeinandergetroffen. Dieses Mal allerdings in anderen Rollen. Gribkowsky saß damals auf der Anklagebank, Ecclestone war als Zeuge geladen. 2011 wie heute geht es um jene 44 Millionen Dollar, die Ecclestone dem Banker einst überwiesen hat. Dass die 44 Millionen geflossen sind, ist ein Fakt. Damals kam das Gericht zum Schluss, dass Gribkowsky sich von Ecclestone bestechen lassen hat. Er sollte die Formel-1-Anteile, die der BayernLB im Zuge der Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch zugefallen waren, an einen Investor verkaufen, der Ecclestone genehm war. Gribkowsky wurde wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu 8,5 Jahren Haft verurteilt. Er ist seit Oktober 2013 Freigänger und berät heute den Baukonzern Strabag.

Nun sitzt Ecclestone auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Bestechung vor, Gribkowsky wird einige Tage lang als Zeuge gehört. Sein erster Auftritt vor Gericht ist also mit ziemlicher Spannung erwartet worden. Er lächelt und nickt dem Angeklagten Ecclestone zu, als er den Gerichtssaal betritt. Und auch in der Folge äußert sich der Zeuge vorerst vorteilhaft über den Formel-1-Chef. Gribkowsky liefert anfangs sogar Munition für Ecclestones Verteidigung.

Wichtiges Detail

Zunächst aber beschreibt er die gemeinsamen Geschäfte, die er mit Ecclestone machte: Gleich bei seinem Amtsantritt 2003 habe Ecclestone ihm zeigen wollen, wer der Chef im Ring ist, und ihn telefonisch angeherrscht: "Ich erwarte, dass du in mein Büro kommst!"

Später lotete Gribkowsky mit den Autoherstellern aus, ob man Ecclestone bei der Formel 1 loswerden könnte. Bei einem Rennen ließ er verbreiten, dass die BayernLB einen Nachfolger suche.

Und er führt ein für den Prozess wichtiges Detail an. Gribkowsky erklärt, er habe Ecclestone in jener Zeit auch ein Papier vorgelegt, um Druck aufzubauen. An den Inhalt könne er sich aber nicht mehr erinnern, das Papier sei auch nicht mehr auffindbar. Das ist Wasser auf die Mühlen der Verteidigung: Der Zeuge habe bestätigt, "dass Druck ausgeübt wurde, der über das normale Maß hinausgeht", sagt Verteidiger Sven Thomas im Gerichtssaal.

Ecclestone nämlich erklärt hartnäckig, er habe Gribkowsky nicht bestochen, sondern sei von ihm vielmehr erpresst worden. Der Zampano der Formel 1 hat sein Vermögen in einer Stiftung ("Bambino") geparkt. Er behauptet, er habe mit der Stiftung nichts zu tun. Sollte dies aber doch der Fall sein, dann drohen ihm erhebliche steuerliche Nachteile. Dadurch habe er sein Lebenswerk - die Formel 1 - in Gefahr gesehen.

Gribkowsky berichtet auch, er habe nie die Frage gestellt, wofür er die ihm von Ecclestone gezahlten 44 Millionen US-Dollar eigentlich erhalten habe. Der von der Staatsanwaltschaft in den Raum gestellte Vorwurf der Bestechung wird von dem früheren Banker damit zumindest nicht erhärtet. Er habe mit Ecclestone "zu keinem Zeitpunkt darüber gesprochen, welchen Zweck die an mich geflossenen Zahlungen hatten", erklärt der Ex-Risikovorstand der BayernLB und ergänzt: "Darüber ärgere ich mich bis heute, wie Sie sich möglicherweise vorstellen können. Ich hätte diese Frage stellen müssen, das ist mir heute klar."

Thema war auch die Frage, ob Gribkowsky beim Deal überhaupt "Amtsträger" war. Die Verteidigung von Ecclestone bezweifelt dies und erklärt, Ecclestone könne Gribkowsky daher gar nicht als Amtsträger bestochen haben. Doch die Staatsanwaltschaft hielt dagegen und zitierte zwei Urteile des Bundesgerichtshofs, wonach Vorstände von Landesbanken immer öffentliche Aufgaben wahrnehmen. (Reuters, SID, bau, DER STANDARD, 10.5.2014)