Dort, wo sich potenziell viel grüne Klientel herumtreibt, in den Onlineforen, kommt die grüne Parteispitze momentan gar nicht gut weg. Der Tenor: Mit dem Strasser-Plakat sei eine moralische Grenze überschritten worden. "Sorry, aber euer Plakat war ein Griff ins Klo", ist etwa auf Twitter zu lesen. Die meuchlerische Darstellung des erstinstanzlich zu dreieinhalb Jahren verurteilten ehemaligen ÖVP-EU-Parlamentariers Ernst Strasser, dieses "An-den-Pranger-Stellen" ist für eine Menschenrechtspartei tatsächlich grenzwertig - ein peinlicher Versuch, die Giftküche der Dirty-Campaign-Profis der ÖVP zu kopieren.

Ein Übermaß an Intelligenz ist auch beim Plakatsujet mit dem Bauern und der krummen Gurke nicht zu finden. Drollig, dass sich ausgerechnet die Grünen des Uraltklischees der EU-Gegner bedienen - wissend, dass es die EU-Verordnung über krumme Gurken längst nicht mehr gibt.

Zum hausbackenen grünen Populismus passt irgendwie der fast schon hysterische Umgang mit Kritik. Weil der Chef der Jungen Grünen das Parteimagazin Eva so gar nicht cool findet, darf er im EU-Wahlkampf nicht mehr mit Schülern, die das Parteiblatt lesen sollen, diskutieren. Jetzt kommen zu den Jugendlichen halt wieder die alten Grün-Politiker und erklären ihnen die Welt.

Und danach, nach den Europawahlen, wird es wieder nächtelange Analysesitzungen geben, weil alle ratlos sind, was da wieder falsch gelaufen sein könnte. (Walter Müller, DER STANDARD, 9.5.2014)