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Riccardo Zoidl hat sich ganz entspannt auf den Giro vorbereitet. "Dass ich aufzeige, ist nichts Utopisches."

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Belfast/Wien - Ein Schlüsselbeinbruch klingt zwar danach, ist aber nie und nimmer ein Beinbruch. Man muss nicht studiert haben, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Riccardo Zoidl ist kein Mediziner, sondern Radrennfahrer, Anfang März brach er sich bei einem Sturz das rechte Schlüsselbein. "Ein blöder Sturz", hat er damals gesagt, doch mittlerweile hält er fest: "Klingt blöd, aber es war ein guter Sturz." Er, dieser Sturz, hat Zoidl knapp zwei Wochen Training gekostet, hat ihm aber auch einiges gebracht - vor allem Ruhe in der Vorbereitung, die sich ganz auf den Giro d'Italia ausrichten ließ.

Am Freitag und in Belfast beginnt der Kampf ums rosa Trikot. Nordirland lässt sich den Giro-Auftakt kolportierte fünf Millionen Euro kosten, einen guten Teil davon steuert im Zuge der Förderung strukturschwacher Regionen die EU bei. Nach zwei Etappen in Nordirland und einem Teilstück in Irland übersiedelt der Tross nach Italien, wo weitere 18 Etappen folgen und am 1. Juni in Triest der Gesamtsieger feststeht. Fünf, sechs Fahrer streiten um die Nachfolge von Vincenzo Nibali, der seinen Titel nicht verteidigen wird. Auch der Brite Christopher Froome und der Spanier Alberto Contador lassen den Giro aus und konzentrieren sich auf die Tour de France (ab 5. Juli). Ergo gelten die Kolumbianer Nairo Quintana und Rigoberto Uran sowie der Spanier Joaquim Rodriguez als erste Sieganwärter.

Wenig Druck

Der 26-jährige Zoidl, ein in Innsbruck lebender Linzer, gilt immerhin als Österreichs Bester. 2012 zeigte er als WM-14. im Einzelzeitfahren auf, 2013 gewann er den Circuit des Ardennes, die Tour de Bretagne, die Österreich-Rundfahrt und die Gesamtwertung der UCI Europe Tour, der zweiten internationalen Leistungsklasse. 2014 ist sein erstes Jahr in einer großen Equipe, Zoidl fährt für das belgisch-amerikanische Team Trek Factory Racing. "Vom Team krieg ich weniger Druck", sagt er, "als ich mir selbst mache." Er will eine Etappe gewinnen oder insgesamt die Top Ten knacken. Oder beides. "Ich werde", davon ist Riccardo Zoidl überzeugt, "beim Giro meine Optimalform erreichen." Und das sei just der Verletzung geschuldet, die ihn einige Rennen versäumen ließ.

Die Tour de Romandie nach dreiwöchigem Trainingslager in der Sierra Nevada war seine Generalprobe. Er schloss sie an zwölfter Stelle ab, nachdem er im 18,5-km-Zeitfahren als Sechster nur 29 Sekunden auf Froome verloren hatte. "Dass ich im Giro aufzeige", sagt Zoidl, "ist nichts Utopisches. Das ist etwas Realistisches."

Freibrief

Das Team Trek stellt eine junge Equipe ohne besonders große Namen. Insgesamt ruhen die Hoffnungen vor allem auf dem Kroaten Robert Kiserlovski, doch auch Zoidl wird bis zu den ersten Bergetappen "einen Freibrief haben", wird also die Sprinter im Team nicht unterstützen müssen. Zunächst gilt seine volle Konzentration den Tagen auf der irischen Insel. Einem Mannschaftszeitfahren (Freitag) folgen zwei Etappen, die auch die Küste entlangführen. Zoidl: "Das werden die Tage mit der größten Hektik. Alle sind nervös, es wird windig, man wird extrem aufpassen müssen."

Neben Zoidl finden sich zwei weitere Österreicher im 198 Fahrer umfassenden Feld. Bernhard Eisel (33) bestreitet seinen dritten Giro, er soll seine jungen Sky-Kollegen unterstützen und Sprints anziehen, sieht sich in seiner Equipe als "Mädchen für alles". Georg Preidler (Team Giant), ebenfalls Steirer, aber zehn Jahre jünger als Eisel, ist zum ersten Mal am Start - wie Zoidl, der sich darauf freut, "auch ein bisserl in der eigenen Landessprache plaudern zu können". (Fritz Neumann, DER STANDARD, 09.05.2014)