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Rund um das neue Brustkrebs-Vorsorgeprogramm gibt es reichlich Verwirrung.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Nach monatelangem (standes)politischem Gezänk waren es am Mittwoch die Experten, die vor Journalisten traten, um die neuen Eckpunkte des Mammografie-Screenings zu erklären. Wie berichtet müssen Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren künftig nicht mehr auf eine Einladung des Hauptverbandes warten, wenn sie zur Brustkontrolluntersuchung gehen wollen. Ihre E-Card wird diesbezüglich freigeschaltet, alle zwei Jahre können sie damit einfach zum Radiologen gehen – ohne Überweisung eines Arztes.

Frauen zwischen 40 und 44 Jahren sowie ab 70 können sich per Telefon oder Internet für das Programm bewerben. Für Frauen unter 40 wird die Mammografie nicht empfohlen, wenn keine familiäre Vorbelastung oder gesundheitliche Indikation vorliegt. DER STANDARD gibt Anworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema.

Frage: Wie viele Frauen sind in Österreich von Brustkrebs betroffen?

Antwort: Laut Statistik Austria erkrankt eine von 13 Frauen bis zum 75. Lebensjahr an Brustkrebs. Mit 5.434 Neuerkrankungen im Jahr 2011 (30 Prozent) ist Brustkrebs der häufigste Krebs bei Frauen.

Frage: Was bringt die Mammografie?

Antwort: Es gibt Formen von Brustkrebs, die sich als Metastasen im ganzen Körper ausbreiten. Mit der Mammografie besteht die Chance der Frühentdeckung und damit einer Therapierbarkeit mit vergleichsweise guten Prognosen.

Frage: Warum verhindert die Mammografie Krebs nicht?

Antwort: Es gibt Brustkrebsarten, die hochaggressiv sind und von Anfang an schnell wachsende Metastasen bilden. Je rasanter die Krankheitsentwicklung, umso weniger effizient (also krankheitsverhindernd) sind intervallmäßige Untersuchungen.

Frage: Wie hoch ist die Strahlenbelastung durch die Mammografie?

Antwort: Wie jede Röntgenuntersuchung verursacht sie eine gewisse Strahlenbelastung. Zu viel begünstigt die Tumorbildung. Von zu frühen (vor dem 40. Lebensjahr) und häufigen Mammografien raten Mediziner deshalb ab.

Frage: Gibt es Alternativen zur Mammografie?

Antwort: Bei der Entdeckung von Brustkrebs ist sie medizinischer "Goldstandard". Ultraschall ist ergänzend, nie ersetzend.

Frage: Ist das Quetschen der Brust bei der Untersuchung schädlich?

Antwort: Nein, nur manchmal schmerzhaft. Ein Schmerzmittel im Vorfeld schafft Abhilfe.

Frage: Was können Frauen selbst zur Brustkrebsvorsorge tun?

Antwort: Ihr familiäres Risiko kennen und dem Arzt mitteilen; einmal im Monat (nach der Menstruation) die Brust nach Knoten selbst abtasten; regelmäßig gynäkologische Untersuchungen durchführen lassen und ab dem 45. Lebensjahr zur Mammografie gehen. Davor sollte man sich aber ausführlich von einem Arzt über mögliche Untersuchungsergebnisse beraten lassen.

Frage: Was ist so verwirrend an der Screening-Diskussion?

Antwort: Screenings sind gesundheitspolitische Maßnahmen, die mit Statistik und Wahrscheinlichkeiten operieren. Von Letzteren einen persönlichen Nutzen abzuleiten ist nicht möglich. Als gesundheitspolitisches Instrument haben sich Reihenuntersuchungen in vielen Ländern bewährt. Sie erreichen Menschen, die sonst nicht zum Arzt gehen. (Andrea Heigl, Karin Pollack, DER STANDARD, 8.5.2014)