Ein lichtdurchflutetes Werbebüro in einem Wiener Bobo-Bezirk. An einem schicken Besprechungstisch aus Holz (biogebeizt) sitzen einander gegenüber: der grüne Spindoktor mit seinen BeraterInnen, die Werbeleute. Dazwischen fair gehandelter Kaffee, Wasserkaraffen mit bunten Steinen drin, vegan belegte Vollwertbrötchen. Man sinniert über die EU-Wahlkampagne: "Breiter müssen wir werden", fordert der Spindoktor, "Die Jugend ansprechen wäre gut", wirft der Werber ein, "Nicht zu komplizierte Botschaften", urgiert die Medienberaterin. Zustimmendes Gemurmel, "so machen wir's".

Und so machen sie's dann tatsächlich. Mit Plakatslogans wie "Für ein Leben vor dem Schnitzel", "Lieber Menschen retten als Banken", "Menschen sind wichtiger als Lobbys" (mit Ernst Strassers Konterfei, durchs Fischauge fotografiert, damit er auch echt blöd aussieht), "Mein Paradeiser darf nicht illegal werden" und so weiter und so fort.

Die Sitzung zwischen Werber und Spindoktor hat so natürlich nie stattgefunden, aber der Fantasie sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt. Und die Plakate gibt es wirklich. Jeden Tag kann man sie am Rande von Österreichs Straßen bewundern – und sich wundern. So sieht es also aus, wenn die Grünen ihre Wählerschaft verbreitern wollen. Man legt die thematische Latte stark nach unten und presst sich dazu an Österreichs tiefste Stammtische – gleich neben die FPÖ. Das mag Stammwähler und Sympathisanten nachhaltig verstören, aber wen kümmert's: Hauptsache breit. (Petra Stuiber, derStandard.at, 8.5.2014)