Wurde ob seines hartnäckigen Vertrags vor der Saison in Hütteldorf als Altlast angesehen: Rene Wagner, Rapids Torgarant.

Mattersburg - Beim als grün-weißes Bruderduell titulierten Fußball-Fest vor 17.000 Zuschauern im ausverkauften Pappelstadion war der österreichische Rekordmeister Rapid dem Aufsteiger aus Mattersburg am Sonntag eine Nummer zu groß. Der Big Brother aus Hütteldorf fügte den Burgenländern mit dem 4:1-Erfolg die erste Saison-Heimniederlage zu und führt damit in der Tabelle bereits vier Punkte vor dem GAK, der allerdings ein Spiel weniger ausgetragen hat.

Hickersberger: "Austria bleibt Favorit"

Fünf Siege und ein Remis in den ersten sechs Meisterschaftsspielen, dazu mit 15 Treffern die meisten Tore aller Bundesligisten erzielt - schön langsam mausern sich die Grün-Weißen zumindest zu einem Geheimfavoriten für den Titel, obwohl ihnen vor Saisonstart zumeist nur die Rolle eines Mittelständlers zugetraut worden war. "Die Austria ist nach wie vor haushoher Favorit, der GAK der erste Herausforderer. Wir spielen einfach von Spiel zu Spiel, haben uns aber schön langsam ein bisschen Respekt verdient", gab sich Trainer Josef Hickersberger bescheiden.

Ivanschitz bleibt am Boden

Zu viele Fehler hatten sich bei den Wienern vor allem in der ersten Hälfte eingeschlichen, als dass der frühere ÖFB-Teamchef höhere Ziele formulieren wollte. "In der ersten Hälfte war Mattersburg die bessere Mannschaft, da hätte das Spiel kippen können", gab Hickersberger zu. Ähnlich sah es auch Rapids Burgenländer Andi Ivanschitz, mit Steffen Hofmann, Goalie Helge Payer und dem wiedererstarkten Rene Wagner wieder einmal Erfolgsgarant für Rapid und Schütze des zweiten Treffers für die Wiener aus einem sehenswerten Freistoß. "Das war eines unserer schlechteren Spiele, vor allem in den ersten 45 Minuten waren wir nicht gut."

Mattersburg bei Standards schwach

Dass die Hütteldorfer dennoch mit einer 2:1-Führung in die Pause gingen, lag vor allem an der Schwäche der Hausherren bei Standards. "In solchen Situation sind wir einfach zu naiv. Wenn wir uns da nicht verbessern, können wir noch so gut Fußball spielen und trotzdem nicht gegen eine Top-Mannschaft bestehen", meinte Mattersburg-Trainer Werner Gregoritsch, der in diesem Zusammenhang sogar von einer drohenden "Psychose" sprach.

Kühbauer im Mittelpunkt

Auch der nunmehrige Mattersburg- und frühere Rapid-Kapitän Didi Kühbauer haderte mit den Problemen seiner Elf bei ruhenden Bällen. "Aber in der ersten Hälfte waren wir besser, da war Rapid gar nicht anwesend." Der Mittelfeldspieler, der vor Spielbeginn vom Rapid-Anhang frenetisch bejubelt worden war (auch Ex-Rapidler Mandreko erhielt nach seiner Auswechslung Applaus), diskutierte nach Spielende wild gestikulierend mit Hickersberger.

Gespräch mit Hickersberger

"Ich habe ihm nur zum verdienten 4:1 gratuliert", sagte Kühbauer. Sein Gesprächspartner gab den Inhalt der Unterredung anders wieder. "Er hat mir gesagt, dass er meine Aussagen über die Schiedsrichterlehrgänge als unfair empfunden hat. Ich habe das aber ironisch und mit einem bewundernden Unterton gemeint", erklärte Hickersberger, der im Vorfeld der Partie gemeint hatte: "Verwundert bin ich nur, dass er am Platz noch immer genug Zeit findet, um seine Schiedsrichterlehrgänge zu absolvieren."

Kühbauer attackierte Rapid-Manager

Doch nicht nur Hickersberger, auch Kühbauer selbst hatte mit Kommentaren über die angeblich mangelnden Qualifikationen von Rapid-Manager Werner Kuhn und Stefan Ebner, Mitarbeiter von Sportmanager Peter Schöttel, aufhorchen lassen, was Präsident Rudolf Edlinger kritisierte. "Ich möchte diese Aussagen ungeachtet seiner großen Verdienste um Rapid entschieden zurückweisen", meinte der frühere Finanzminister, wünschte Kühbauer aber auch viel Erfolg mit Mattersburg, denn "schließlich weiß auch ich, dass er nach wie vor im Herzen ein grün-weißer Rapidler geblieben ist." Dies bestätigte auch Kühbauer selbst. "Ich wünsche den Rapidlern, dass die um die Meisterschaft mitspielen."(APA)