Rom/Bagdad - Die extremistische Moslem-Organisation Ansar el Islam hat Vorwürfe der USA zurückgewiesen, für den Anschlag auf das UNO-Hauptquartier in Bagdad verantwortlich zu sein. In einem Interview der italienischen Zeitung "La Repubblica" warnte der Gründer der Organisation, Mullah Krekar, die USA und Großbritannien jedoch vor neuen Anschlägen, falls dem Islam nicht genügend Raum gelassen werde.

Nach UNO-Angaben gestaltet sich die Identifizierung der Leichen des Anschlags, bei dem nach irakischen Angaben 24 Menschen getötet wurden, schwierig. Bisher wurden erst zwei Leichen freigegeben. Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Turkmenen in Kirkuk blieb die Lage in der nordirakischen Öl-Stadt am Sonntag weiter angespannt.

"Es war nicht die Ansar el Islam ... Das (US-Verteidigungsministerium) Pentagon und (der US-Geheimdienst) CIA liegen falsch", sagte Krekar, der seit 1991 im norwegischen Asyl lebt und jegliche Verbindung zu terroristischen Aktivitäten bestreitet. Eine bisher unbekannte islamistische Organisation hat sich dem TV-Sender El Arabiya zufolge zum Anschlag auf das UNO-Gebäude bekannt.

Die USA werfen der Ansar el Islam enge Kontakte zur El Kaida des Moslem-Extremisten Osama bin Laden vor. Außerdem steckt die Gruppe nach US-Angaben möglicherweise auch hinter dem Anschlag auf die jordanische Botschaft in Bagdad, bei dem am 7. August 17 Menschen getötet wurden. "Amerika läuft Gefahr, sich neuen Angriffen auszusetzen, wenn es dem Islam nicht Raum zugesteht. Nicht nur im Irak sondern auch in seinem eigenen Hinterhof", sagte Krekar weiter.

Auch fünf Tage nach dem Anschlag auf das UNO-Gebäude warteten noch viele Angehörige der Opfer auf deren Identifizierung. Die Familien vermisster Iraker seien gebeten worden, Röntgenbilder oder Zahnarztunterlagen zur Verfügung zu stellen, sagte UNO-Sicherheitsoffizier Nicolaas Rademeyer. Außerdem sei damit begonnen worden, die Leichen anhand von DNA-Proben zu identifizieren. Bisher wurden erst die Leichen des UNO-Sondergesandten Sergio Vieira de Mello und die eines spanischen UNO-Mitarbeiters freigegeben.

In Kirkuk blieb es am Sonntag nach den Ausschreitungen der vergangenen beiden Tage ruhig. "Die Lage ist unter Kontrolle", sagte der kurdische Gouverneur der Stadt, Abdel Rahman Mustafa, der Nachrichtenagentur Reuters. Die Unruhen zwischen Kurden und Turkmenen, bei denen zehn Menschen getötet wurden, hatten am Freitag in der Nachbarstadt Tus Churmatu begonnen. Der von den USA eingesetzte Bürgermeister Kirkuks ist Kurde. Die Turkmenen werfen den Kurden Diskriminierung vor und machen die Polizei für die Unruhen verantwortlich. Beide Bevölkerungsgruppen waren während der Herrschaft des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein Verfolgungen ausgesetzt. (APA/Reuters)