Die Linzer Siemens VAI geht an die japanische Mitsubishi Heavy Industries.

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Wien - Siemens verkauft seine österreichische Anlagenbautochter VAI an den japanischen Konkurrenten Mitsubishi Heavy Industries (MHI). Was schon vor einigen Wochen angekündigt wurde, ist am Mittwoch bestätigt worden. MHI hält künftig 51 und Siemens 49 Prozent.

9.000 Mitarbeiter soll das Joint Venture aus der Linzer Siemens VAI und Mitsubishi haben. Ein Preis für die Transaktion wird nicht genannt. Das Gemeinschaftsunternehmen soll im Jänner 2015 seinen Betrieb aufnehmen - und zwar mit Firmenzentrale in Großbritannien, wie es am Mittwoch in einer gemeinsamen Mitteilung heißt.

Im Rahmen des Vertrags wurden Liefervereinbarungen für die Divisionen Industry Automation und Drive Technologies von Siemens getroffen. Die Firmen bringen ihre metallurgischen Industriegeschäfte in das Joint Venture ein.

Standort Linz

In das neue Gemeinschaftsunternehmen wird das Joint Venture Mitsubishi-Hitachi Metals Machinery, Inc. (MH) eingebracht - ein von MHI konsolidiertes Unternehmen mit den Anteilseignern Hitachi, Ltd. und IHI Corporation. Die entstehende Firma werde sich voll aufs Geschäft mit der Eisen-, Stahl- und Aluminium-produzierenden Industrie konzentrieren.

Wie es mit dem Standort in Linz ganz konkret weiter geht, war vorerst nicht zu erfahren. Dem Vernehmen nach wissen die VAI-Mitarbeiter selbst noch nicht ganz genau, was es für Planungen gibt. Wie nachrichten.at berichtet, sollen die Bereiche Walzwerk und Bandbehandlung in Linz massiv gefährdet sein. Das beträfe allein rund 200 Mitarbeiter.

Laut dem Vorsitzenden des Angestelltenbetriebsrates, Gerhard Bayer, seien die konkreten personellen Auswirkungen noch nicht absehbar. Die Mitarbeiter sind Mittwoch Früh offiziell über den Verkauf informiert worden, am Donnerstag sollen sie weitere Details erfahren. Bayer kündigte einen Protestmarsch von Mitarbeitern, beginnend um 8.30 Uhr bei der VAI, an.

Dass der Deal erst jetzt bestätigt wurde, bezeichnete er als "höchst unangenehm". Seit Jänner habe der Betriebsrat die Siemens-Konzernleitung in München wiederholt kontaktiert, aber weder die Belegschaftsvertretung noch die Linzer Führungskräfte hätten Informationen erhalten. Das sei ärgerlich, kritisierte Bayer erneut die Vorgehensweise.

Konzernumbau im Gang

Siemens baut derzeit den Konzern um und richtet sich im Rahmen seines Strategieplans stärker auf Energietechnik und moderne Fabrikausstattung aus. Gleichzeitig wendet sich Vorstandschef Joe Kaeser von der traditionsreichen Medizintechnik und der traditionellen Schwerindustrie ab. 

Zur Stärkung der Energiesparte wird Siemens das Gasturbinengeschäft der britischen Rolls-Royce für fast eine Milliarde Euro übernehmen. Die Hörgerätesparte soll hingegen an die Börse gebracht werden, die Medizintechnik eigenständig geführt werden, hieß es am Dienstag vom Unternehmen. Die vier Großsektoren, die Kaesers Vorgänger Peter Löscher eingeführt hatte, wird der neue Siemens-Chef abschaffen. Der Konzern mit seinen 360.000 Mitarbeitern soll künftig in neun Divisionen gegliedert werden.

Im abgelaufenen Quartal stieg der operative Gewinn bei Siemens zwar auf 1,57 Milliarden Euro, dennoch enttäuschte das die Erwartungen der Analysten, da Siemens wegen des verzögerten Baus einer Starkstromleitung in Kanada 310 Millionen Euro Sonderlasten verbuchte. Der Konzernumbau fällt mitten in den Übernahmepoker um die Energiesparte des französischen Konzerns Alstom. (red/APA, derStandard.at, 7.5.2014)