Bild nicht mehr verfügbar.

Cornelius Gurlitt soll verfügt haben, dass seine Sammlung zusammenbleiben soll

Foto: epa

München/Salzburg - Der Kunsterbe Cornelius Gurlitt soll seine gesamte Bildersammlung schon Monate vor seinem Tod einer Kunsteinrichtung im Ausland vermacht haben. Das geht nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" und des Norddeutschen Rundfunks aus einem Testament hervor, das der am Dienstag verstorbene 81-Jährige in einem Krankenhaus aufgesetzt habe.

An welchen Verein im Ausland die Sammlung gehen soll, ist unbekannt. Die "Süddeutsche" berichtet aber unter Berufung auf nicht näher bezeichnete "Insider", es könne sich um einen Verein in Österreich oder in der Schweiz handeln. In Salzburg hatte Gurlitt einen Wohnsitz.

In seinem Testament soll Gurlitt vor wenigen Monaten verfügt haben, dass die millionenschwere Sammlung mit Bildern weltberühmter Maler zusammenbleiben müsse. "Ich kann bestätigen, dass Herr Gurlitt vor seiner schweren Herzoperation einen Notartermin wahrgenommen hat", teilte Gurlitts Sprecher Stephan Holzinger am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa mit.

Nachlassgericht muss prüfen

Es sei nun Aufgabe des Nachlassgerichts herauszufinden, ob es ein gültiges Testament oder einen Erbvertrag oder beides gebe. Gurlitt war am Dienstag in seiner Münchner Wohnung im Alter von 81 Jahren gestorben. Er war seit Monaten schwer krank. Sein Arzt sei in der Stunde des Todes bei ihm gewesen, sagte Holzinger.

Cornelius Gurlitt war der Sohn von Adolf Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt. In seiner Wohnung in München-Schwabing waren im Februar 2012 insgesamt 1280 Bilder gefunden worden. Dazu zählten Werke von Picasso, Chagall, Matisse, Beckmann und Nolde. Hunderte Werke stehen nach Auffassung der Taskforce "Schwabinger Kunstfund" im Verdacht, Nazi-Raubkunst zu sein. Der "Fall Gurlitt" hatte Diskussionen über den Umgang Deutschlands mit Raubkunst ausgelöst.

Sammlung wird untersucht

Gurlitt starb vier Wochen nach einer Vereinbarung mit dem Land Bayern und der deutschen Bundesregierung. Darin hatte er zugesichert, seine Sammlung von Experten untersuchen zu lassen. Sollten Werke sich als Nazi-Raubkunst herausstellen, werde er diese zurückgeben.

Die Staatsanwaltschaft Augsburg hatte die Werke wegen des Verdachts auf ein Steuer- und Vermögensdelikt beschlagnahmt. Nach der Vereinbarung vom 7. April hatte die Staatsanwaltschaft die Werke freigegeben. "Herr Gurlitt hat sich sehr über die Aufhebung der Beschlagnahme gefreut und auch darüber, dass er mit der getroffenen Vereinbarung so viel positiven Zuspruch aus dem In- und Ausland erhalten hat", teilten seine Anwälte nach seinem Tod mit. Die Bilder lagern weiter an einem geheimen Ort.

Vereinbarung für Erben bindend

Die unklare Herkunft der Gemälde kann allerdings weiter untersucht werden. Die Vereinbarung Gurlitts mit Bundesregierung und Freistaat Bayern sei auch für die Erben bindend, teilte das bayerische Justizministerium mit. "Er hat mit der Vereinbarung dafür Sorge getragen, dass die Erforschung der Herkunft der Bilder auf jeden Fall weitergehen kann", sagte Justizminister Winfried Bausback.

"Damit kann nationalsozialistisches Unrecht aufgearbeitet werden und Opfer des NS-Unrechtsregimes können ihre Ansprüche geltend machen", meinte Bausback. Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters würdigte Gurlitts Bekenntnis zur moralischen Verantwortung. Er habe ein Zeichen für faire und gerechte Lösungen bei der Rückgabe von NS-Raubkunst gesetzt. Bis Ende dieses Jahres sollte die Herkunft der Gemälde weitgehend erforscht sein, so hieß es in der Vereinbarung.

Bis Gurlitt ins Zentrum der wohl spektakulärsten Kunstsensation der vergangenen Jahrzehnte geriet, hatte er ein zurückgezogenes Leben in seiner Schwabinger Wohnung und seinem Haus in Salzburg geführt. "Mehr als meine Bilder habe ich nichts geliebt in meinem Leben", sagte der Kunstsammler einer Reporterin des "Spiegel". (APA, red, 7.5.2014)