Radeln in zivil: Der Tiroler Abgeordnete Georg Willi mit EU-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek und Grünen-Chefin Eva Glawischnig. (v. li. n. re.)

Foto: gruene

Die Grünen scheinen mit ihrer Kampagne deshalb vor allem eines zu wollen: auffallen.

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Innsbruck - Als grüne Frontfrau braucht man offenbar weder Erkennungsshirt noch Nachnamen. Eine Schlange aus etwa zwanzig Fahrrädern, besetzt mit Politikern und Wahlkampfhelfern, zieht durch Innsbruck. Sie tragen grüne Jacken und Parteishirts. Nur nicht "Ulrike und Eva", wie sie im Infomaterial genannt werden, die radeln in Zivil "für Europa".

Die grüne Parteichefin Eva Glawischnig und EU-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek sind für die nächsten zehn Tage auf "Europatour" - allerdings durch Österreich. Erster Halt: Tirol.

Radfahren: gefährlich

In Innsbruck verursacht die Kohorte dann auch gleich kleine Staus in den Gässchen. "Keine besonders radfahrerfreundliche Stadt. Das ist ja richtig gefährlich", stellt ein mitangereister Grüner fest - die Grünen sitzen in der Stadtregierung und stellen die Verkehrslandesrätin. Angeführt werden die Radler vom Nationalratsabgeordneten Georg Willi, der ein Mikro in der Hand hält und Passanten aufklärt: "Am 25. ist EU-Wahl. Da dürfen Sie wählen."

Diese Information würde einigen auch noch fehlen, erzählt Glawischnig. Viele Menschen, mit denen sie spreche, wüssten noch gar nicht, dass bald Wahlen anstehen. Dadurch sei es dann auch nicht so einfach, EU-Themen interessant zu machen.

"Hit oder shit"

Die Grünen scheinen mit ihrer Kampagne deshalb vor allem eines zu wollen: auffallen. Beim Wahlstand in der Innenstadt angekommen, liegt bereits die neue "Eva" auf - ein Jugendmagazin der Grünen, das schon im Nationalratswahlkampf verteilt wurde. Darauf klebt ein Kondom mit der Aufschrift: "Lieber vor der Wahl stöhnen." Im Heft kann man etwa nachlesen, ob die Bankenrettung "hit oder shit" ist und private Fotos von Ulrike Lunacek als Kleinkind in Spreizhosen oder beim Schwimmen anschauen.

"Unsere Zielgruppe ist breit angelegt. Wir wollen vor allem junge Leute und Menschen gewinnen, die bisher nicht die Grünen gewählt haben", sagt Kampagnenleiter Martin Radjaby. Die politische Stoßrichtung sei wie der Großteil der Grünwähler "klar pro-europäisch", aber mit dem Beisatz, dass das Projekt Europa nun durch Banken und Großkonzerne gefährdet sei. Das wird auch in Innsbruck erzählt, doch die meisten Passanten sind Touristen.

Danach ging es zur Betriebsbesichtigung nach Jenbach - man habe sich im letzten Moment gegen den Biobauernhof und für ein Unternehmen entschieden. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 7.5.2014)