Bonn - Bis zu 20 Prozent der Kinder in Industriestaaten leiden in ihren ersten Jahren unter einem atopischen Ekzem - allgemein unter der alten Bezeichnung "Neurodermitis" bekannt. Bei Erwachsenen ist der Prozentsatz deutlich geringer. Diese Abschwächung mit steigendem Alter ist einer der Ansatzpunkte, um die Ursachen der Krankheit zu erforschen, wie die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn berichtet.

Die Hautkrankheit mit den roten, schuppenden und teils nässenden Ekzemen führt zu starkem Juckreiz und verläuft schubweise. Die Erkrankung ist bislang nicht heilbar, Ärzte behandeln unter anderem meist vor allem die trockene Haut und verschreiben entzündungshemmende Arzneien.

Förderung

"Der Forschungsbedarf hinsichtlich der grundlegenden Mechanismen der Erkrankung sowie der präventiven und therapeutischen Möglichkeiten ist groß", sagt Thomas Bieber, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikums Bonn. Seine Forschergruppe erhält in den nächsten fünf Jahren mehr als zwei Millionen Euro der Schweizer Kühne-Stiftung, um die grundlegenden Mechanismen der Neurodermitis zu erforschen.

In dem Projekt des Christine Kühne Centers for Allergy Research and Education (CK-CARE) sind neben dem Bonner Uniklinikum das Zentrum Allergie & Umwelt der Technischen Universität und des Helmholtz Zentrums München sowie aus der Schweiz das Institut für Allergie- und Asthmaforschung Davos, die Hautklinik am Universitätsklinikum Zürich und die Kinderklinik in St. Gallen beteiligt.

Die Forscher werden insbesondere untersuchen, warum bei etwa 40 Prozent der an Neurodermitis erkrankten Kinder die Beschwerden bis zum Erwachsenenalter nachlassen. "Wir nehmen an, dass dieser Rückgang auf Mechanismen beruht, die zu einer Immuntoleranz gegenüber Umwelteinflüssen wie Allergenen führen", sagt Bieber. Darüber hinaus wollen die Wissenschafter Biomarker entwickeln, anhand derer sich das Abklingen der Symptome mit zunehmendem Alter vorhersagen lässt.

Aufgabengebiete

Als Brücke zwischen Forschung und Patienten soll in dem CK-CARE-Projekt darüber hinaus untersucht werden, wie sich die Beschwerden von Neurodermitis-Erkrankten durch Schulungen von Ärzten und Patienten mildern lassen. Das Universitätsklinikum Zürich wird dabei erforschen, wie sich solche Trainings möglichst effektiv gestalten lassen. Das Zentrum Allergie & Umwelt München will Umweltfaktoren ermitteln, die Allergien auslösen. Das Institut für Allergie- und Asthmaforschung Davos erforscht die molekularen Mechanismen, die an der Entwicklung und dem Fortschreiten der Neurodermitis beteiligt sind. Und der Frage, welche Faktoren vor der Entwicklung einer Allergie schützen, geht die Kinderklinik in St. Gallen nach. (red, derStandard.at, 6. 5. 2014)