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In Österreich unterstützt noch immer eine Mehrheit die passive Sterbehilfe.

Foto: AP Photo/Thomas Kienzle

Graz - Die Einstellung der Österreicher zur Frage der aktiven Sterbehilfe erlebt offenbar eine Trendwende: Laut der jüngsten repräsentativen Befragung der Medizinischen Universität Graz und dem Institut für empirische Sozialforschung IFES die Zustimmung seit dem Jahr 2010 um 14 Prozent abgenommen und liegt nunmehr bei 47,5 Prozent, teilte die Med-Uni Graz am Dienstag mit.

Aktive Sterbehilfe bezeichnet die Möglichkeit, unheilbar Kranken und schwer leidenden Menschen den Sterbewunsch zu erfüllen, indem ihnen ein Mittel verabreicht wird, das den Tod herbeiführt. Im Rahmen der Erhebung des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie und des IFES wurden 2.000 Österreicher zu ihrer Einstellung sowohl zur aktiven als auch zur passiven Sterbehilfe befragt.

Mehrheit für passove Sterbehilfe

Dabei zeigte sich ein Stimmungswandel innerhalb der vergangenen vier Jahre in Richtung Ablehnung des aktiven Zutuns: 47,5 Prozent der Befragten (Zufallsstichprobe unter Österreichern ab 15 Jahren) befürworteten die aktive Herbeiführung des Todes auf Patientenwunsch. Männer treten mit 51 Prozent Pro-Stimmen etwas öfter dafür ein als Frauen (44 Prozent). Bei einer vorausgegangenen vergleichbaren Befragungen im Jahr 2010 sprachen sich 62 Prozent dafür aus. Das aktuelle Ergebnis liegt in etwa beim Wert von 2006 (49 Prozent). Eine passive Sterbehilfe wird von 68 Prozent (2010: 78 Prozent) der Österreicher befürwortet.

Der Grazer Sozialmediziner und Studienautor Wolfgang Freidl betonte, dass die Ergebnisse nicht parallel zur Entwicklung etwa in Deutschland verlaufen: Dort werde die aktive Sterbehilfe in repräsentativen Umfragen von "mindestens zwei Drittel der Bevölkerung" befürwortet. Freidl vermutet, dass die stark abnehmende Befürwortung der aktiven Sterbehilfe in Österreich auf die jüngste Diskussion um ein verfassungsrechtliches Verbot zurückzuführen ist. Er hält weiterhin "eine vertiefende, sachlich geführte Diskussion in Politik, Medien und Öffentlichkeit für eine fundierte Meinungsbildung unumgänglich".

In Österreich ist aktive Sterbehilfe verboten. Auch assistierter Suizid, sprich die Verordnung von Medikamenten, die todkranke Menschen selbst einnehmen, um damit ihren Tod herbeizuführen, ist gesetzlich nicht gestattet. Der Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen bei einer tödlich verlaufenden Erkrankung oder Verletzung (passive Sterbehilfe) ist erlaubt. (APA, 6.5.2014)