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Der Bugunhäherling war 1995 in einem Naturschutzgebiet in Arunachal Pradesh entdeckt und erst 2006 erneut beobachtet worden.

Foto: Reuters

Heidelberg - Der Osthimalaya gehört mit seinem hohen Aufkommen an Vogelarten zu den Biodiversitäts-Hotspots der Welt. Eine aktuell im Fachblatt "Nature" veröffentlichte Studie berichtet, dass diese Arten bereits vor vielen Millionen Jahren entstanden sind.

Die Singvögel haben allerdings - so die Schlussfolgerung der Forscher - die ökologische Tragfähigkeit des Himalaya mittlerweile ausgeschöpft: Nächstverwandte Arten außerhalb dieses Gebietes sind längst reproduktiv von den himalayanischen Artgenossen isoliert und differenziert, wandern aber nicht in den Himalaya ein. Gleichzeitig sei beispielsweise durch Raubbau des Menschen das vorhandene Artengefüge gefährdet.

Außergewöhnlich hohes Artenaufkommen

Mit 358 Singvogelarten brüten in der Hochgebirgsregion Osthimalaya drei mal soviele Arten wie auf einer vergleichbaren Fläche in Europa. Ein internationales Forscherteam aus Indien, den USA, Deutschland und Schweden hat unter Leitung von Trevor Price von der University of Chicago nun die DNA-Sequenzen der himalayanischen Singvögel untersucht. Das Ergebnis: Überraschend große Unterschiede im Erbgut zwischen nahverwandt erscheinenden Arten, die sich sehr ähnlich sehen.

"Im Durchschnitt hat sich jede einzelne osthimalayanische Art von ihren nahen Verwandten in der Region vor sechs bis sieben Millionen Jahren getrennt. Das entspricht etwa derselben Zeitspanne, über die sich Mensch und Schimpanse unabhängig voneinander entwickelten", berichtet Mitautor Dieter Thomas Tietze von der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg.

Der Forscher hatte im indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh auch die seltene Gelegenheit, ein Exemplar des erst 2006 beschriebenen Bugunhäherlings zu untersuchen. Dabei handelt es sich um eine sehr seltene Vogelart der Gattung Liocichla, die nur dort vorkommt. "Unter der Auflage, die genetischen Analysen in Indien durchzuführen, erhielt ich die Erlaubnis, eine Feder des seltenen Tieres zu untersuchen", so Tietze.

Bedeutung für Artenschutz

Der Heidelberger Forscher konnte durch DNA-Sequenzierung feststellen, dass sich der Bugunhäherling vor mehr als drei Millionen Jahren von seinem nächsten Verwandten in China getrennt hat. Damit liegt das sogenannte Artaufspaltungsereignis weit vor den Eiszeiten, was laut Tietze die Einzigartigkeit des Bugunhäherlings unterstreicht.

"Unsere Forschungen zeigen die Bedeutung, die derartige genetische Studien für den Artenschutz besitzen. Denn um Arten als schutzwürdige Einheiten sichtbar werden zu lassen, ist es notwendig, sie deutlich voneinander abzugrenzen – gerade auch gegenüber den oft zum Verwechseln ähnlichen nächsten Verwandten", so der Forscher. (red, derStandard.at, 5.5.2014)