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"Wir glauben immer noch, wenn wir statt Zigeuner Roma sagen, dass wir unsere Pflicht getan haben", sagte Karl Schwarzenberg.

Foto: apa/Jaeger

Wien - Das Parlament hat am Tag gegen Gewalt und Rassismus am Montag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Der ehemalige tschechische Außenminister Karl Schwarzenberg mahnte in seiner Gedenkrede, wachsam zu sein und den Anfängen zu wehren. Im Fokus der diesjährigen Veranstaltung standen das Konzentrationslager Theresienstadt sowie die Werke von Musikern, die verfolgt und ermordet wurden.

Gedenken als demokratisches Anliegen

"Der 5. Mai ist ein Zeichen des Respekts gegenüber den Opfern geworden, aber auch Symbol für das Bekenntnis zur Verantwortung der Republik gegenüber den Ereignissen der NS-Zeit", sagte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) in ihrer Begrüßungsrede. Gedenken sei ein "zutiefst demokratisches Anliegen und damit Verpflichtung für jede und jeden Einzelnen." Die Europäische Union sei der Beweis dafür, dass ein friedliches Zusammenleben der Völker Europas möglich is".

"Wir können nicht genug wachsam sein"

Schwarzenberg sprach von einer Erinnerungspflicht und kritisierte eine Selbstgerechtigkeit, die heute oft herrsche, wenn auf die Generation der Väter und Großväter hingewiesen werde, und wir gar nicht bemerken, dass wir vielleicht selber schuldig werden könnten. "Die Gefahr und die Versuchung ist heute noch vorhanden. Wir glauben immer noch, wenn wir statt Zigeuner Roma sagen, dass wir unsere Pflicht getan haben", kritisierte er. "Wir können nicht genug wachsam sein."

Kinderoper aus Lager Theresienstadt aufgeführt

Im Anschluss führten Studierende der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien die Kinderoper "Brundibar" (Die Hummel) von Hans Krasa und Adolf Hoffmeister auf. "Brundibar" entstand im Jahr 1938 und wurde im Lager Theresienstadt ab September 1943 viele Male aufgeführt. Von den Mitwirkenden haben nur wenige überlebt, darunter die Zeitzeugin Eva Herrmannova, die ebenso wie Dagmar Lieblova im Rahmen der Veranstaltung von der Zeit im Lager Theresienstadt erzählte.

Zu der traditionellen Gedenkveranstaltung hatten sich unter anderem Vertreter der Bundesregierung, Vertreter der Religionsgemeinschaften sowie Abgeordnete des Nationalrats und des Bundesrats im historischen Sitzungssaal des Parlaments eingefunden.

Anlässlich des Gedenktags, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, sagte auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) in einer Aussendung: "Der heutige Gedenktag soll uns an das geschehene Unrecht erinnern und uns gleichzeitig ermahnen, dass wir wachsam bleiben und mit Nachdruck gegen Gewalt und Rassismus auftreten müssen." (APA, 5.5.2014)