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Treffpunkt linker (und) migrantischer Vereine: Ernst-Kirchweger-Haus in Wien-Favoriten.

 

Foto: apa/pfarrhofer

Im Fall jener 30 rechtsextremen Hooligans, die am 27. Oktober 2013 die Räume eines türkischen Vereins und der kommunistischen Gewerkschaftsfraktion KOMintern im Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in Favoriten gestürmt und einen Gewerkschaftsaktivisten verprügelt hatten, liegt nun eine Anklage vor: Neun Männer werden laut Strafantrag des Hausfriedensbruchs und der leichten Körperverletzung beschuldigt - darunter auch zwei Mitglieder von KOMintern und des türkischen Vereins.

Mit Besenstielen bewaffnet

Zum Hintergrund: Am Tag des Wiener Derbys brachen 30 Mitglieder des von der Austria nicht anerkannten Austria-Fanclubs "Unsterblich" mit abgebrochenen Besenstielen bewaffnet ins Ernst-Kirchweger-Haus ein, um in die Räume des türkischen Vereins ATIGF vorzudringen. Sie prügelten laut Anklage auf KOMIntern-Mitglied Rudolf F. ein, konnten danach aber von mehreren Vereinsmitgliedern vertrieben werden (derStandard.at berichtete). F. trug eine Schädelprellung, eine leichte Gehirnerschütterung und eine Rissquetschwunde im Gesicht davon.

Die Polizei nahm daraufhin neun Verdächtige fest, sieben von ihnen waren vorbestraft, zwei davon wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung. Sie wurden auf freiem Fuß angezeigt. Sieben der neun Verdächtigen sind nun wegen Hausfriedensbruchs angeklagt, einer zusätzlich auch wegen leichter Körperverletzung. 

Angeklagt sind jedoch auch zwei Mitglieder von KOMintern - sie hatten die Angreifer aus dem Haus vertrieben und verfolgt, der erstangeklagte "Unsterblich"-Hooligan wurde dabei leicht verletzt. Bei der Gewerkschaft sorgt das für Ärger: Die Angreifer hätten gezielt den Raum des türkischen Vereins angestrebt - wären sie nicht in die Flucht geschlagen worden, hätten sie wohl Schlimmeres angerichtet, sagt KOMintern-Sekretär, Gerhard Mack.

Keine Anklage wegen Wiederbetätigung

Die Staatsanwaltschaft hatte auch wegen Wiederbetätigung ermittelt, dieser Vorwurf findet sich im Strafantrag jedoch nicht wieder. Einige "Unsterblich"-Mitglieder seien beim Vorführen des Hitlergrußes nahe dem EKH beobachtet worden, so Mack.

"Unsterblich" ist ein militanter, als rechtsextrem eingestufter Verein. Er ist in der Vergangenheit immer wieder durch einschlägige Symbole wie die NS-Reichkriegsflagge und den SS-Totenkopf, aber auch durch seine Gewaltbereitschaft aufgefallen (derStandard.at berichtete). Bei einem Spiel der Austria gegen Athletic Bilbao kam es zu einem Platzsturm, der maßgeblich von "Unsterblich"-Mitgliedern ausgegangen war. Im Jahr 2013 schloss die Vereinsleitung der Austria den Fanclub "Unsterblich" aus, im Jänner 2014 wurden zudem Hausverbote verhängt. (Maria Sterkl, derStandard.at, 6.5.2014)