Auf ein glänzendes Curriculum kann er bisher nicht verweisen, obwohl sein Gesicht in der Südtiroler Volkspartei keineswegs neu ist. Dass Philipp Achammer am Samstag zum SVP-Obmann aufsteigen konnte, hat in erster Linie mit seinem Alter zu tun. Was die Sammelpartei benötigte, um ihre aufgebrachten Wähler nach dem Pensionsskandal zu versöhnen, war ein junger, unbelasteter Typ, der Sympathie ausstrahlt und Vertrauen einflößt; zwei Eigenschaften, die der 28-Jährige perfekt verkörpert.

Im Oktober mit fast 15.000 Vorzugsstimmen zum jüngsten Landtagsabgeordneten gewählt, wurde Achammer wenig später vom neuen Landeshauptmann Arno Kompatscher zum Landesrat für Kultur befördert. Nur ein Monat später zwang die Empörung der Bevölkerung über den Millionenregen der Politikerpensionen die gesamte Parteiführung zum Rücktritt. Die Umfragewerte der erfolgsverwöhnten SVP sackten ab. Kompatscher weigerte sich, den Parteivorsitz zu übernehmen. Achammer gab dem Drängen schließlich nach.

1985 in der Pustertaler 3200-Einwohner-Gemeinde Vintl geboren - in deren Kirchenchor er den ersten Bass singt - schloss er 2004 das Sprachenlyzeum in Brixen mit der Matura ab und begann mit dem Studium der Rechte in Innsbruck - ohne es bisher abzuschließen. 2005 wurde er in den Gemeinderat seines Dorfes gewählt, 2008 zum SVP-Landesjugendreferenten bestellt. Anschließend diente er seiner Partei als Landessekretär.

Achammer joggt gerne, Krawatten mag er nicht. An sich selbst vermisst er manchmal "Ruhe und Gelassenheit". Er gehört keiner der parteiinternen Strömungen an, plädiert gerne für Bürgernähe und Transparenz und fordert eine "neue Diskussionskultur".

Als Landesrat für Kultur wagte er eine vorsichtige Öffnung hin zur italienischsprachigen Bevölkerung: "Aus dem Nebeneinander der Sprachgruppen muss ein Miteinander werden." Auch Schulen mit einer dritten Unterrichtssprache kann er sich vorstellen.

Achammer ist mit dem österreichischen Außenminister Sebastian Kurz befreundet, der ihm bei der Landesversammlung in Meran ein paar neue Laufschuhe überreichte. "Die werde ich bereits heute Nachmittag anziehen, wenn ich um neue Mitgliedskärtchen für die Partei werbe", versicherte der neue Obmann. Denn zu den Sorgen Achammers gehört auch jene, die leichtsinnig angehäuften Schulden der SVP abzubauen. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, 5.5.2014)