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Von frühester Kindheit an hegte Elisabeth Sturm-Bednarczyk (im Hintergrund das Gemälde "Musikantenkinder" von François Maurice Reynaud (1825- 1909) eine Leidenschaft für Porzellan, ...

Foto: Pixelstorm/Archiv Sturm-Bednarcyk

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... speziell jenes der historischen Wiener Manufaktur.

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Alex Rotter, Sohn Elisabeth Sturm-Bednarczyks, geboren und aufgewachsen in Wien, machte derweilen in New York Karriere bei Sotheby's: der Koleiter des Contemporary Departments in A(u)ktion.

Foto: Sotheby's

Vandalismus, Spionage, Verrat und Schmuggel, derartig kulturlose Barbareien sind wohl nicht das, was man mit Elisabeth Sturm-Bednarczyk in Verbindung bringen würde. Und doch weiß die mit Abstand eleganteste Erscheinung im Wiener Kunsthandel darüber sehr viel mehr als andere. Weniger wegen eines in Vergessenheit geratenen Prozesses, in dem ihr Vater und die Brüder Metlewicz (Spiegel, 11/1976) wegen illegaler Ausfuhr von Kunstgegenständen in Warschau vor Gericht standen. Gänzlich unerheblich, sowohl für ihren späteren Lebensweg als auch für das internationale Renommee der Grande Dame des Wiener Porzellans.

Vielmehr geht es um die Geschichte der europäischen Porzellanproduktion am Beginn des 18. Jahrhunderts, die von eben solchen Garstigkeiten begleitet wurde. Und die Liebe zu dieser Gattung des Kunsthandwerks begann bei ihr im zarten Alter von etwa drei Jahren. Dokumentiert in einer verblichenen Fotoaufnahme, die sie, damals noch in Polen, in kindlicher Verzückung vor der prall gefüllten Vitrine ihres Vaters zeigt. 1960 war er mitsamt seiner Familie dem kommunistischen Regime Polens entflohen und fand in Österreich eine neue Heimat. Zwei Jahre später machte der "vormalige Industrielle seine Sammelleidenschaft zum Beruf", schildert seine Tochter, und eröffnete in der Dorotheergasse, im Herzen der Wiener Innenstadt, seine Kunsthandlung. Noch während des Kunstgeschichtestudiums begann ihre Mitarbeit ebendort. Punkto Leidenschaft für die Kunst des 18. und frühen 19. Jahrhunderts und dessen exquisiten Errungenschaften auf dem Gebiet der gehobenen Tischler- oder Silberschmiedekunst, Malerei und besonders des Porzellans trat sie in Vaters Fußstapfen. Und spezialisierte sich auf barocke und klassizistische Porzellane der Wiener Manufaktur.

Davon zeugen auch zahlreiche für die wissenschaftliche Forschung wichtige Publikationen, wiewohl diese kaum ihre lebhaften Schilderungen ersetzen können, mit denen sie in historische Porzellankabinette von verwirrender Schönheit zu entführen vermag. Für die Männer übrigens deutlich empfänglicher sind, wie Elisabeth Sturm-Bednarczyk aus Erfahrung weiß, als gemeinhin angenommen. Legendäre Kollektionen wie Ruth Blumkas Du-Paquier- (1993), Ferdinand Bloch-Bauers Porzellane der Ära Conrad von Sorgenthals oder Therese Bloch-Bauers Fantasieuhren wechselten nach einem Stop-over in der Dorotheergasse in weltweit verteilte private und institutionelle Sammlungen.

Dass sie mit der Begeisterung für diese Epoche sowohl ihr Umfeld als auch die nächste Generation infizierte, verwundert kaum. Der ehemalige Starauktionator Tobias Meyer verdiente sich hier während seines Kunstgeschichtestudiums die ersten Sporen.

Er, erzählt sie, lebe genauso mit Mobiliar des 18. Jahrhunderts wie ihr Sohn: Alex(ander) Rotter, der - nachdem Meyer im November vergangenen Jahres Sotheby's den Rücken kehrte - gemeinsam mit Cheyenne Westphal die Leitung des Contemporary Art Departments übernahm. Und während er (seit 2000 bei Sotheby's) im Zuge der bevorstehenden New Yorker Auktionen (ab 14. 5.) zeitgenössische Kunst zu einem Schätzwertvolumen von 350 bzw. 450 Millionen Dollar dirigieren wird, neigt sich das Kapitel Kunsthandlung C. Bednarczyk in der Dorotheergasse dem Ende zu.

Nicht nur, weil "Geld hierzulande selten mit der Liebe zur Kunst einhergeht" und die hiesige Klientel für hochkarätiges Porzellan mehr als überschaubar geblieben ist. Oder weil es, wie es Wiener Messeanekdoten ("Jö, schau, Versace!") belegen, bisweilen an Verständnis fehl(t)e.

Vielmehr habe sich das Geschäft völlig gewandelt, etwa punkto Anteil an Privatkunden, die sich verstärkt bei Auktionen engagieren. Gegen ihre Klientel zu bieten sei für sie unvorstellbar, also verlegte sie sich zuletzt eher auf eine beratende Tätigkeit. Nun ist sie auf der Suche nach einem engagierten Nachfolger oder einer Nachfolgerin, jemand mit Niveau und vor allem Begeisterungsfähigkeit, charakterisiert sie das Anforderungsprofil. Dienstantritt? "Ab morgen jederzeit." (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 3./4.5.2014)