"Am liebsten erarbeiten wir für unsere Kunden ein umfassendes Gesamtkonzept", sagen Harald Hatschenberger, Thomas Neuber und Henning Weimer.

Foto: Joachim Haslinger

Das Portfolio von destilat reicht von der Wohnskulptur in der Landschaft bis hin zum Lampenschirmentwurf: Haus S. in Feuersbrunn und...

Foto: Monika Nguyen

...gründerzeitlicher Wohnungsumbau H. im 15. Bezirk in Wien.

Foto: Monika Nguyen

"Am Ende eines langen und mitunter intensiven Gestaltungsprozesses steht immer die Einfachheit", sagen die drei Designer Thomas Neuber, Harald Hatschenberger und Henning Weimer. "Diese Essenz ist konzentriert, reduziert, destilliert." Letzteres verschaffte dem im Februar 2008 gegründeten Trio, das in Wien und Linz tätig ist, schließlich seinen Namen: destilat.

"Wir sind ein ziemlich ungleiches Trio", meint Thomas Neuber, "aber das ist auch gut so, denn so sind wir in der Lage, unterschiedliche Aspekte und Kompetenzen abzudecken." Der Erste im Alphabet studierte Design und Innenraumgestaltung an der Universität für angewandte Kunst in Wien, der Zweite ist ausgebildeter Marketingguru und Betriebswirt und arbeitete früher in der Telekombranche, und der Dritte leitete einst ein edles Möbelgeschäft in Linz. Die Freundschaft und berufliche Neugier führte die drei zusammen.

"Vom Architekturentwurf bis zum Teehäferl"

In den ersten Jahren entwarfen sie schicke Möbel wie etwa Regale, Lounge-Chairs und verspiegelte Glastische, die man auf Knopfdruck in barock und biedermeierlich anmutende Lichtobjekte verwandeln konnte. Letztendlich jedoch landeten die drei in der Innenraumgestaltung und Architektur. Zu den bisher realisierten Projekten zählen Einfamilienhäuser wie das eingeknickte Haus S. in Feuersbrunn (siehe Foto), diverse Altbaurevitalisierungen sowie Büros, Messestände, Restaurants und Shop-Konzepte. Für die Niederösterreichische Versicherung (NV) zeichneten sie zuletzt 35 Filialen. 20 davon sind bereits realisiert.

"Am liebsten erarbeiten wir für unsere Kunden ein umfassendes Gesamtkonzept vom Architekturentwurf bis zum allerletzten Teehäferl", sagt Neuber. Den nötigen "Vogel", wie der Adler auf dem obligatorischen Ziviltechnikerstempel in der Branche oft genannt wird, hole man sich von Partnern. "Wir arbeiten bei jedem Projekt mit Architekten zusammen, die ihr bauliches und technisches Know-how beisteuern. Die Zusammenarbeit ist für uns sehr wertvoll, denn ohne sie wäre so ein komplexes Projekt niemals realisierbar. Die eigentliche Handschrift jedoch, die kommt immer nur von uns."

Liebe zur Patina

Und diese zeichnet sich durch eine große Lust am Hingreifen aus. Während kleinere Objekte wie der selbstentworfene Lampenschirm Shades of Grey (siehe Porträtfoto) zu schattenspielerischen Assoziationen anregen, animieren vor allem die historischen Wohnungsumbauten zum Angreifen und Hinlangen. "Haptik spielt für uns eine wichtige Rolle", erklärt Neuber. "Denn oft sind es die Materialien, die darüber entscheiden, ob ein Raum tot oder lebendig wirkt." Besonders gerne arbeite man mit "lebenden", also mit hübsch alternden Baustoffen wie Eternit, Linoleum und groben Spachtelmassen an der Wand. "Hochglanzästhetik à la Lifestyle-Magazin ist echt nicht unser Ding. Wir lieben die Patina, die Wärme und Gemütlichkeit, und den einen oder anderen Kratzer in der Oberfläche." (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 3.5.2014)

UPDATE: Korrektur

Das hier vorgestellte Haus S. in Feuersbrunn entstand anfangs in Kooperation mit Arch. Wolfgang Wimmer, der das Projekt später, wie er meint, alleine umgesetzt hat. Wir haben versäumt, das Copyright korrekt anzuführen, und bedauern. (red)