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Österreichische Immobilien-AGs haben viele Baustellen, finden internationale Analysten, wie etwa das breit aufgestellte Geschäft, von Österreich über Russland bis nach Rumänien

Foto: AP/Girda

Die heimischen Immobilienaktien haben einen guten Lauf hinter sich. Im vergangenen halben Jahr haben die Immopapiere den Leitindex ATX um gut 15 Prozentpunkte hinter sich gelassen, weil Anleger die Aktien wieder für sich entdecken. Laut Daten der Wiener Börse liegt der Anteil der Marktkapitalisierung von den Immo-AGs am breiten ATX Prime mit knapp acht Prozent so hoch wie seit vier Jahren nicht mehr, auch der Anteil am Handelsumsatz ist mit elf Prozent 2013 in Sphären angekommen, die seit dem Vorkrisenjahr 2007 nicht mehr gesehen wurden.

Diese Woche hat die Buwog ihren Börsengang in Frankfurt und Wien über die Bühne bekommen. 1,3 Milliarden Euro ist sie für die Börsianer wert. Das alles zeigt, dass der Trend zu "Betongold" Rückenwind für die Immobilienaktien bringt. "Im deutschsprachigen Raum hat es wegen der Niedrigzinspolitik in einigen Bereichen einen Immobilien-Hype gegeben", meint Stefan Maxian, Chefanalyst der Raiffeisen Centrobank. In Deutschland gab es mit der Deutsche Annington und der LEG Immo im vergangenen Jahr zwei milliardenschwere Immo-Börsengänge.

Doch heimische Immos stoßen an der Börse nach wie vor auf Misstrauen. Das zeigt sich etwa am Abschlag des Marktwerts der Unternehmen zum NAV (Net Asset Value), dem Wert der Immobilien. "Die Abschläge sind nach wie vor recht hoch", sagt Fondsmanager Wolfgang Matejka. Laut Daten der RCB liegen die einkalkulierten Rabatte bei den Gesellschaften in Wien zwischen 32,6 und 51,6 Prozent. Stimmt der in den Büchern stehende Wert der Immobilien, wären die Unternehmen also Schnäppchen. Für Matejka lässt sich der Abschlag aber erklären: "Es wird an der Bewertung, dem Management oder dem Geschäftsmodell gezweifelt, sonst gäbe es ja keinen Grund, wieso die Aktie billiger sein sollte als das Immobilienportfolio."

Geschichte belastet

Ein großes Problem bleibe die Governance, die Unternehmensführung. Bei den heimischen Immo-AGs hat die Krise schwere Mängel bei der Unternehmensführung offengelegt. Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbandes für Anleger IVA, ortet nach wie vor Handlungsbedarf. In der Vergangenheit habe das Management zu oft für Kernaktionäre verwaltet, weniger für den Streubesitz. "Bei der Conwert ist gerade eine berechtigte Auseinandersetzung im Gange", findet Rasinger. Dort will der Börsenrebell Alexander Proschofsky in den Verwaltungsrat einziehen.

Gründe für Skepsis finden auch internationale Analysten, etwa von der Société Générale. Die Immofinanz etwa "habe nach wie vor keinen wirklichen Fortschritt bei der Definition ihrer Strategie gemacht", warnen die Analysten auch nach dem Spin-off der Buwog. Von Gewerbe- bis zu Wohnimmobilien, von Österreich bis Rumänien, von Entwicklung bis Vermietung, das Portfolio sei schlicht zu breit. Gerade internationale Investoren bevorzugen aber Immobilienaktien mit einem klar spezialisierten Portfolio, daher rechnet Maxian "mit weite- ren Portfoliorestrukturierungen", so wie bei Buwog/Immofinanz.

Für Matejka bieten sich aus den Abschlägen aber auch Chancen. "Wenn der Trend zu Immobilien anhält, könnten die heimischen AGs zu Übernahmekandidaten werden." Wenn große Versicherungskonzerne ihre Investitionen in Immobilien weiter forcieren, könnten auch heimische Immobilienaktien in den Fokus kommen. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 2.5.2014)