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Antibiotika könnten zunehmend unwirksam werden.

Foto: dpa/Frank May

Die Weltgesundheitsorganisation warnt: Resistenzen gegen Antibiotika nehmen zu. Das gilt auch für keimtötende Arzneimittel, die als "Reserve" bei sonst schlecht behandelbaren bakteriellen Infektionen verwendet werden. Das stellt die WHO in einem aktuellen Bericht fest, in dem auch Österreich genannt wird.

Gefährliche Resistenzen

Besonders gefährlich sind demnach Resistenzen gegen Carbapeneme, die als letztes verwendbares Mittel bei schweren Infektionen mit bestimmten Darmbakterien (Klebsiella pneumoniae) verwendet werden. "In manchen Staaten wirken diese Carbapenem-Antibiotika nur noch bei etwa der Hälfte der gegen Klebsiella-Infektionen behandelten Patienten", heißt es in dem Bericht. Die Keime finden sich besonders in Krankenhäusern als "Spitalskeime" und rufen bei schwerkranken Patienten auf Intensivstationen und bei Babys invasive Infektionen (etwa eine Sepsis) hervor.

Ähnlich ist die Situation in vielen Staaten bei den häufigen E.coli-bedingten Infektionen des Harntrakts. Hier ist die Therapie mit den in den 1980er-Jahren als hochwirksame Breitband-Antibiotika eingeführten Fluorchinolonen (Ciprofloxacin, Norfloxacin etc.) ebenfalls bei mehr als der Hälfte der Betroffenen nicht mehr wirksam.

Als letztes Monotherapeutikum bei Gonorrhoe stehen vor allem Cephalosporine der dritten Generation (Cefixim, Ceftriaxon) zur Verfügung. Doch auch hier gibt es alarmierende Daten. So heißt es bei der WHO: "Bestätigt wurden Behandlungsversager bei Gonorrhoe mit den letzten zur Verfügung stehenden Medikamenten, den Chephalosporinen der dritten Generation."

Betroffen ist neben Australien, Kanada, Frankreich, Großbritannien und anderen Staaten auch Österreich. "In den westlichen Industrieländern werden bei diesen Infektionen vermehrt Kombitherapien verwendet, um der Gefahr zu begegnen. Dabei infizieren sich mehr als eine Million Menschen weltweit jeden Tag mit Gonorrhoe", heißt es im Bericht.

Keine standardisierten Kriterien

In Österreich wird laut der Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium, Pamela Rendi-Wagner, überlegt, ob man die Daten von Gonokokken-Tests auf Resistenzen in den jährlichen Resistenzbericht (AURES) einbauen sollte. Das Problem lag bis vor kurzem darin, dass es keine standardisierten und vergleichbaren Kriterien für die Resistenztestung ab. Schließlich haben Untersuchungen gezeigt, dass Infektionen mit multiresistenten (Methicillin-resistenten) Staphylococcus-aureus-Keimen in Krankenhäusern mit einer um 64 Prozent erhöhten Mortalität einhergehen.

Auch bei der Tuberkulose existiert eine anhaltende Gefahr: 3,6 Prozent der weltweiten TB-Neuerkrankungen gehen auf multiresistente Erreger zurück, ebenso 20,2 Prozent der neuerlichen Erkrankungen von Patienten, die schon einmal behandelt wurden. Das spricht für einen international hohen Anteil an inadäquaten oder zu kurzen Therapien bei TB, durch die widerstandsfähige Keime entstehen können.

"Postantibiotische Ära" droht

"Ohne eine schnelle und koordinierte Aktion vieler Beteiligter steuert die Welt auf eine postantibiotische Ära zu, in der häufige Infektionen und auch kleinere Verletzungen, die jahrzehntelang behandelbar waren, wieder tödlich werden können", sagte Keiji Fukuda, stellvertretender Generaldirektor für Health Security der WHO.

Der richtige und sparsame Gebrauch, aber eine ausreichende Dosierung von Antibiotika sowie eine ausreichend lange Therapie im echten Bedarfsfall seien die wichtigsten Gegenmaßnahmen. Daneben wird auch der intensive Gebrauch von Antibiotika in der Landwirtschaft (Viehzucht) als Gefahr angesehen. (APA, derStandard.at, 30.4.2014)