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Cliven Bundy, 67-jähriger Ranchbesitzer und Rinderzüchter, desavouierte sich mit einer rassistischen Aussage über Schwarze.

Foto: REUTERS/Jim Urquhart/Files

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Die Farm von Cliven Bundy war für wenige Wochen Schauplatz einer Auseinandersetzung, in der es nur am Rande um Rinder ging.

Foto: AP Photo/Las Vegas Review-Journal, Jason Bean

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Ammon Bundy, einer von Clivens Söhnen, bei einer Protestveranstaltung am 13. April.

Foto: REUTERS/Jim Urquhart

Bunkerville ist eine verschlafene Kleinstadt in Nevada, rund 70 Autominuten in nordöstlicher Richtung von Las Vegas entfernt, die es bisher nie in die Schlagzeilen der überregionalen US-Medien geschafft hatte. Der Rancher Cliven Bundy hat das geändert.

Der Hintergrund

Die Geschichte ist im Grunde der Endpunkt eines langjährigen Rechtsstreits: Bundys Kühe grasen auf Land, das der US-Bundesregierung gehört. Dafür wird eine Gebühr fällig, die an das Bureau of Land Management (BLM) zu entrichten ist. Seit 1993 weigerte sich Bundy, diese Zahlungen zu leisten, seine Schulden und unbezahlten Strafzahlungen gegenüber der Bundesregierung belaufen sich mittlerweile auf eine Million US-Dollar.

Die Eskalation

Anfang April hat nun ein Bezirksgericht in Nevada einen Schlusspunkt unter den jahrelangen Rechtsstreit gesetzt. Es entschied, dass Beamte des BML das Vieh von Bundy konfiszieren sollten. Bei dieser Aktion wurde auch kurzzeitig Bundys Sohn Dave festgenommen, weil er sich weigerte, das im Besitz der Bundesregierung befindliche Land zu verlassen. Cliven Bundy schrieb darauf auf der Website seiner Ranch: "Sie haben mein Vieh, und jetzt haben sie auch einen meiner Söhne. Der Krieg beginnt morgen."

Die Berichterstattung

Was daraufhin passierte, ist bezeichnend für die derzeitige Spaltung der US-amerikanischen Gesellschaft, die sich auch in Politik und Medien widerspiegelt. Der 67-jährige Bundy positionierte sich als Opfer eines ungerechten, sich einmischenden Staates, der die Rechte seiner Bürger mit Füßen tritt. Seine Familie – er selbst ist Vater von 14 Kindern – würde schon seit Jahrhunderten dieses Land bewirtschaften, es sei nicht einzusehen, warum er dafür eine Gebühr an den Staat zu entrichten habe.

Bundys Aufruf auf der Website folgten Hunderte, darunter rechtsradikale, zum Teil bewaffnete Milizen. Die Ranch in Bunkerville wurde für einige Tage zum Sammelpunkt des rechten Amerika. Der rechtskonservative Talkshowmaster Sean Hannity stellte sich auf die Seite Bundys, und auch der libertäre republikanische Senator Rand Paul unterstützte Bundys Anliegen. Als Vertreter des linken politischen Spektrums äußerte sich Harry Reid, der Mehrheitsführer der Demokraten im Senat: Er nannte Bundy einen "einheimischen Terroristen".

Ein Exkurs zum Landeigentum

In Nevada befinden sich rund 80 Prozent des Landes in Bundesbesitz. Auch in vielen anderen westlichen Bundesstaaten ist der Staat ein großer Landeigentümer. Der Grund dafür liegt in der Beschaffenheit der Landschaft und dem Klima in dieser Region. Ende des 19. Jahrhunderts entschied sich die Bundesregierung dagegen, das Land in die Hände privater Farmer zu transferieren. Der Staat solle zwischen den unterschiedlichen Interessen wie Umweltschutz und Forst- und Landwirtschaft vermitteln.

Der Endpunkt

Mittlerweile haben auch aber konservative Medien und Politiker Bundy wieder fallengelassen. Grund dafür war seine rassistische Äußerung über Schwarze, die er in Anwesenheit eines Reporters der "New York Times" machte. Bundy meinte, dass Schwarze in der Sklaverei besser dran gewesen seien. Damals hätten sie noch etwas Sinnvolles geleistet, zum Beispiel Baumwolle pflücken. Jetzt würden sie meist einfach staatliche Leistungen beziehen, ihre Kinder abtreiben und ihre jungen Männer ins Gefängnis stecken.

Das war zu viel. Rechte Politiker und Medien gingen zu Bundy so schnell auf Distanz, wie sie ihm zuvor beigesprungen waren. Bundys 15 Minuten Ruhm sind vorbei. Das mediale Schlaglicht wandert weiter. Die 1.300 Einwohner Bunkervilles sind womöglich erleichtert. (mka, derStandard.at, 30.4.2014)