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Bürgermeister Mailands: Giuliano Pisapia.

Foto: Luca Bruno/AP/dapd

Mailand - Alexander Pereira, designierter Intendant der Scala, legte dem Aufsichtsrat des Mailänder Opernhauses am Montag einen Bericht über den Ankauf von vier Produktionen der Salzburger Festspiele, die er noch heuer leitet, vor. Und das Gremium befasste sich über zwei Stunden lang mit dem Gebrauchtopernankauf zum "Spottpreis" um 490.000 Euro: Man argwöhnt, dass Pereira das Geld der Scala verwendet haben könnte, um ein drohendes Defizit in Salzburg auszugleichen.

"Es handelt sich um eine heikle Angelegenheit, die vertieft werden muss. Pereira ist noch nicht Scala-Intendant", so Mailands Bürgermeister Giuliano Pisapia, der im Scala-Kontrollorgan sitzt. Aufgrund der Debatten hat der Aufsichtsrat die Präsentation der ersten Pereira-Saison, die für 15. Mai anberaumt war, auf unbestimmte Zeit verschoben.

Pisapia will in den kommenden Tagen Helga Rabl-Stadler, die Präsidentin der Festspiele, treffen oder einen Vertreter entsenden, um die Hintergründe des Deals zu ergründen. Danach werde er dem italienischen Kulturminister Dario Franceschini berichten, erklärte Pisapia. In der nächsten Sitzung des Scala-Aufsichtsrats am 5. Mai soll definitiv über die Zukunft Pereiras entschieden werden. Der künftige Intendant, der den Kontrakt mit Salzburg als Scala-"Konsulent" unterzeichnete, wies den Verdacht eines Interessenkonflikts entschieden zurück.

Der Ankauf ist längst zu einem Politikum geworden, das den Aufsichtsrat spaltet. Die Tageszeitung La Stampa wittert ein Komplott, um Pereira zum Verzicht auf den Intendantenposten zu bewegen. Darauf drängen demnach der Vertreter der Region Lombardei sowie die beiden Repräsentanten des Kulturministeriums im Scala-Aufsichtsrat. Als entscheidend für Pereiras Zukunft könnten sich daher, so die APA, die Stimmen von Bruno Ermolli, dem einflussreichen Vizepräsidenten des Aufsichtsrats, sowie der Banker Giovanni Bazoli und Aldo Poli erweisen.

Rasches Handeln tut jedenfalls not. Denn von 1. Mai bis 31. Oktober 2015 soll in Mailand die Expo stattfinden. Da man mit 20 Millionen Besuchern rechnet, soll die Scala jeden Abend eine Aufführung anbieten. Pereira plant daher für seine erste Saison 20 Premieren. Die Oper ist aber nicht in der Lage, alle Produktionen selbst herzustellen: Bis zu zwei Drittel müssen angekauft oder mit Partnern realisiert werden. Pereira hat vier Salzburg-Produktionen - Falstaff, Die Meistersinger von Nürnberg, Lucio Silla und Don Carlos - angekauft; an weiteren ist er interessiert. (trenk, DER STANDARD, 30.4.2014)