Als die Ärzte vor Jahresfrist Stephen Sutton das Todesurteil überbrachten, machte sich der Darmkrebspatient aus Burntwood eine Liste all jener Aktivitäten, die er vor seinem Tod noch erledigen wollte. Ganz oben stand der Wunsch, einer Hilfsorganisation für Krebskranke als Spendeneintreiber zu dienen - der Teenage Cancer Trust (TCT) hatte den heute 19-Jährigen seit seiner Diagnose vor vier Jahren unterstützt.

Die Kampagne des Teenagers hat das ganze Land gerührt und zu erstaunlicher Hilfsbereitschaft veranlasst: Statt der ursprünglich avisierten 12.150 Euro hatten 124.000 Briten bis zum Sonntag bereits umgerechnet 3,6 Millionen Euro gespendet.

TCT betreibt landesweit 27 Spezialstationen für krebskranke junge Leute und bietet ihnen Unterstützung im Alltag an. "Die Menschen dort haben mir sehr dabei geholfen, positiv zu bleiben", berichtet Sutton. Dazu gehörte auch seine insgesamt 46 Punkte umfassende Liste. Fernreisen, wie den Besuch Australiens sowie der berühmten Inka-Ruinen von Machu Picchu, hat der Engländer nicht mehr bewältigen können. Aber das Kernforschungszentrum Cern bei Genf besuchen, einmal erster Klasse fliegen, einen Elefanten umarmen, sich ein Tattoo stechen lassen und: aus einem Flugzeug springen - all das hat Sutton geschafft und fröhlich im Internet darüber berichtet.

Künstler springen auf

Prominente wie die Schwimmerin Rebecca Adlington und der Entertainer Russell Brand verbreiteten Stephens Geschichte via Twitter. Eine Sondervorstellung von Komödianten, organisiert von Jason Manford, war binnen weniger Minuten ausverkauft. Alle Erlöse waren ebenso für TCT bestimmt wie die Beträge, die auf Suttons Spendenseite im Internet eingehen. "Das rührt uns sehr", berichtet TCT-Direktorin Kate Collins.

Vom Tod ist in Stephens Mitteilungen nicht die Rede. Vielmehr hält er eine Mischung aus sachlicher Berichterstattung und Betonung alles Positiven aufrecht. Das trägt sicherlich zu seiner Popularität bei in einem Land, in dem noch immer von Emotionen möglichst wenig gesprochen wird.

Nach seiner Einlieferung in ein Birminghamer Krankenhaus schrieb er vergangene Woche, das sei es dann wohl gewesen, "die letzte Hürde war zu hoch". Wenige Tage später aber postete er schon wieder ein Foto mit hochgereckten Daumen auf Facebook und unterhielt Tausende von Fans mit der detaillierten Beschreibung seiner Erstickungsanfälle.

Zuletzt habe er nach Meinung der Ärzte "einen Tumor buchstäblich ausgehustet" - längst sind auch seine Lungen vom Krebs befallen. Sutton bleibt bis zuletzt positiv: "Ich nehme einfach jeden Tag so, wie er eben kommt." (Sebastian Borger aus London, DER STANDARD, 29.4.2014)