Shirley MacLaine in "Downton Abbey".

Foto: Carnival Film & Television Limited

Anno 1920. Die Crawleys müssen um ihren Familiensitz auf Downton Abbey fürchten. Denn Patron Lord Grantham (Hugh Bonneville) hat vor einiger Zeit allzu leichthändig einen erklecklichen Teil des Familienvermögens falsch investiert. Geld in Bausch und Bogen verschleudern - das sieht man freilich nicht gern.

Aber die diesem stattlichen Herrn am Sonntagabend auf ATV ins Gesicht geschriebene Reue für seine folgenschwere Tat: An ihr konnte sich die Seele jedes Staatsbürgers laben, der sich seinerseits kostspieliger Bankenrettungen nicht erwehren kann.

Es gibt aber noch mehr gute Gründe, den Staffelstart der britischen Kostümdrama-Serie "Downton Abbey" zu loben. Er bot zudem die Gelegenheit, der großen Shirley MacLaine zum 80. Geburtstag die Ehre zu erweisen. Ihr Auftritt als reiche Granny Martha aus Amerika provozierte in alter Feindschaft die äquivalente Oma-Rivalin Violet (Maggie Smith) zu hartgesottenen Kontras. "Ich liebe die Sonne", so Martha. Violet, selbst ein Charakterkopf mit zerknautschtem Antlitz: "Ja, das kann man sehen!"

Solch rotzfrechen Schlagabtausch leistet man sich also auch in höchsten Kreisen. Dennoch umweht den Adel die Aura des Erhabenen; seine Existenz führt über das schnöde Menschsein hinaus. Man spricht von der Hausherrin auch als "Ihre Ladyschaft".

Der Mensch ist unnahbar, und so gesehen machen auch Fragen nach Schuld elegant und jeweils weit genug vor der eigenen Brust Halt. Davon kann ein Finanzminister heute nur träumen. Für seine Budgetrede, Dienstag, 10 Uhr, wäre aber die Mimik eines den Tränen nahen Hugh Bonneville überaus angebracht. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 29.4.2014)