Wolfgang Haberkorn hat sich ein neues Betätigungsfeld gesucht - und ist hochzufrieden.

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Linz - Bei Wolfgang Haberkorn ist arbeitsmäßig alles im grünen Bereich. Der 48-jährige Linzer hat vor sieben Jahren den Anzug an den Nagel gehängt und zur Heckenschere gegriffen. Als Ein-Mann-Betrieb hält Haberkorn heute das mondäne Vorstadtgrün im Linzer Zaubertal in Schach - und kümmert sich mit seinem "Zaubertal-Service" auch sonst um alles, was den gemeinen Hausbesitzer schnell überfordert.

Den Punkt, "dringend" in seinem Leben etwas zu ändern, erreichte Wolfgang Haberkorn im Jahr 2002. Mehr als 16 Jahre stand der Vater von zwei Söhnen zu diesem Zeitpunkt bereits an der Spitze seiner Werbeartikelfirma. Das Unternehmen vom Vater gegründet, war für Haberkorn junior der berufliche Weg vorgezeichnet: "Eigentlich wollte ich immer Land- oder Forstwirt werden. Aber das haben mir meine Eltern auf sanfte Art ausgeredet."

Gesundheitliche Probleme

Mit Anfang 20 steigt Haberkorn in die Firma ein - und versucht sich fortan in einer Welt zurechtzufinden, mit der eigentlich nichts anzufangen weiß: "Die Hektik, der Druck, dazu noch Produkte, bei denen es nicht um Nachhaltigkeit geht. Im Promotionsartikelhandel verkaufst du ja eigentlich nur Klumpert."

2002 steigt dann der durch die vielen hektischen 15-Stunden-Tage geschundene Manager-Körper aus: Tinnitus, Schlafstörungen. Ein Arzt prophezeit einen "Herzinfarkt mit 40". Haberkorn nimmt die Warnsignale ernst und ändert sein Leben radikal. "Als ich 2002 den Vertrag zum Verkauf der Firma unterschrieben habe, war es wie ein Befreiungsschlag."

Fünf Jahre bleibt Wolfgang Haberkorn nach seinem Ausstieg als Hausmann daheim. Die ersehnte Entschleunigung sorgte aber zu Beginn für enormen Stress: "Die Umstellung war schwer. Der Körper war an hohen Stresspegel gewöhnt. Und plötzlich stresst das Gefühl, nicht mehr ständig unter Strom zu stehen." Nach fünf Jahren aktiver Heimarbeit verspürt Wolfgang Haberkorn Lust, vermehrt Gartenluft zu schnuppern: "Es gab Anfragen von Bekannten, ob ich nicht im Garten helfen könnte. Nach dem Motto ,Du hast ja eh Zeit'. Da ist dann die Geschäftsidee gereift."

Der Erfolg hat dem grünen Umsteiger recht gegeben, die Kunden werden stetig mehr. Der Stress nicht: "Die Natur ist mein Regulator. Für meine Arbeit brauche ich Tageslicht. Und Regentage sind Feiertage für mich." Mit echten Feiertagen hat der Zaubertaler Gartentrimmer ansonsten wenig Freude: "Auch wenn der 1. Mai geschichtlich gesehen natürlich auch heute seine Berechtigung hat - mich trifft's, denn man darf nicht Rasen mähen." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 28.4.2014)