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35 Gläubiger, eine Milliarde Euro Schulden, ein neuer Rekordverlust: Die Baumarktkette muss umbauen, um zu überleben.

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Wien - Die Banken wollen nun Nägel mit Köpfen machen bei Baumax, der schwer angeschlagenen Baumarktkette. Am Montag findet jenes Gläubigertreffen statt, bei dem die Unternehmensführung den - inzwischen vierten - Restrukturierungsplan vorlegt.

Baumax hat mehr als eine Milliarde Euro Schulden; die größten der 35 Gläubiger sind Raiffeisen, Bank Austria und Erste Group. Aus der Idee von Unternehmensgründer Karlheinz Essl, die von ihm und seiner Frau Agnes aufgebaute Kunstsammlung an die Republik zu versilbern, ist nichts geworden.

Der Verwertungserlös der Kunstwerke, die mit 86 Mio. Euro in den Büchern stehen, ist für die Sanierung aber unerlässlich. Die Banken haben Essl nun zugestanden, sich selbst um die Regie der Versilberungsaktivitäten zu kümmern. Im Gegenzug ist der 75-Jährige ihrer Forderung nachgekommen, sich ganz aus den Unternehmensgremien zurückzuziehen. Laut einem Baumax-Manager hat "der Professor", wie Essl sen. intern genannt wird, "das Unternehmen als Aufsichtsratschef geführt wie ein Einzelunternehmer".

Sotheby's erstellt Gutachten

Essl hat ja nun seinen Aufsichtsratsvorsitz ab- und seinem Sohn Martin übergeben. Der Verkauf der Kunstwerke soll spätestens bis Jahresende eingefädelt sein, hört man aus dem Unternehmen - aus Gläubigerkreisen ist aber zu erfahren, dass es schneller gehen muss. Gespräche mit Interessenten gibt es. Zuerst gilt es aber sowieso noch, den Wert der Sammlung zu aktualisieren, und das wird Sotheby's London tun. Das Auktionshaus wurde bereits mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt.

Auch geschäftlich scheint der Weg von Baumax festzustehen: Aus den schlecht laufenden Ländern wie Türkei und Rumänien muss sich die Kette zurückziehen; per Verkauf oder Zusperren. Zudem bestehen die Banker (wider die Ansicht von Essl senior) auf der Hereinnahme eines Investors. "Baumax kommt sicher nicht ohne Partner aus, auch wenn sich Essls auf die Märkte Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn beschränken", sagt ein Financier.

Nur unter all diesen Voraussetzungen und der fixen Aussicht auf einen Zuschuss aus dem Kunstverkauf sind die Banken zu einem Schuldennachlass bereit, die Rede ist von 30 bis 40 Prozent.

Finanzinvestoren wie Branchenkollegen interessieren sich für die Baumarktkette, deren Verlust 2012 rund 126 Mio. Euro betragen hat. Im Vorjahr ist das Minus noch höher ausgefallen, die Zahlen werden aber erst veröffentlicht. Blutrot haben sich vor allem die Abschreibungen für die Osttöchter ausgewirkt, deren Umsätze massiv eingebrochen sind.

Das Land Niederösterreich unter Erwin Pröll bietet keine Hilfe mehr an. Als die Republik den Kunstankauf erwog, soll Pröll noch zehn Mio. Euro in Aussicht gestellt haben - so lange, bis die Stimmung gegen den Deal umschlug. Der folgende Rückzieher soll das Verhältnis zwischen Pröll und Essl ziemlich beschädigt haben.

Laut sanfterer Lesart hat der Landeshauptmann nur für den Fall des Sammlungskaufs durch den Staat angeboten, die Betriebskosten des Klosterneuburger Essl-Museums (rund drei Mio. Euro im Jahr) zu schultern. Da dieser Deal nicht kam, habe sich das Hilfsangebot Niederösterreichs erübrigt. (Renate Graber, DER STANDARD, 28.4.2014)