Wien - Ganz im Bild eines Baukonzerns mit Gleisanschluss gab ÖBB-Holding-Chef Christian Kern am Freitag Bericht über die Geschäftszahlen 2013: Beim 2010 gestarteten Sanierungsprogramm sei die Dachgleiche erreicht, die Fundamente wieder stabil und das Dach aufgesetzt. Beim Reformprozess sei man sogar etwas schneller vorangekommen, es seien nicht nur alle Teilkonzerne in der Gewinnzone, sondern auch der Konzerngewinn vor Steuern um 38 Prozent auf 102,5 Millionen Euro gestiegen.

Letzteres ist freilich auch Einmaleffekten zu verdanken, räumte Kern ein. Etwa der Übertragung defizitärer Lasten wie Logistikcenter, Güterterminals, Verschub und Kontraktlogistik (Stückguttransporte) von der Gütersparte Rail Cargo Austria (RCA) an die Konzernschwester ÖBB-Infrastruktur beziehungsweise die Mutter ÖBB-Holding, in die die defizitären Stückguttransporte verschoben wurden. "Der Modernisierungs- und Umbauprozess zeitigt Erfolge."

Dass ein wesentlicher Ergebnisschub den um rund 150 Mio. Euro höheren staatlichen Leistungsbestellungen und -zuschüssen geschuldet ist, stellten Kern und Finanzvorstand Josef Halbmayr in Abrede: Die öffentlichen Mittel erhöhten wohl den Ertrag, aber bei weitem nicht im selben Ausmaß das Ergebnis. Schließlich erbringe die ÖBB dafür ja entsprechende Leistungen, weshalb nur ein minimaler Betrag ins Ergebnis fließe.

Dass "Bahnfahren boomt", wie Kern stolz verkündete, lässt sich nur am staatlich finanzierten Personennah- und Regionalverkehr ablesen, wo die Zahl der Fahrgäste im Schienenverkehr von 224 auf 234 Millionen gestiegen ist. Im Fernverkehr hingegen blieben die Passagierzahlen gleich wie 2012.

Fernverkehr stagniert

Der Wettbewerb auf der Weststrecke sei eben intensiv. Auf der Südbahn habe es aber Zuwächse gegeben. Der Umsatz des Teilkonzerns ÖBB-Personenverkehr stieg (inklusive Postbus) von 1,842 auf 1,898 Milliarden Euro; davon 268,7 Mio. Euro entfallen auf Verkehrsdienstbestellungen der Länder und Gemeinden, weitere 618,8 auf gemeinwirtschaftliche Leistungsbestellungen des Bundes.

Inklusive ÖBB-Postbus, der mit 235 Mio. Passagiere um zwei Prozent weniger Personen transportierte, stieg die Zahl der Fahrgäste um vier Prozent auf 469 Millionen. Vom Keller in den ersten Stock fuhr laut Kern der Güterverkehr, er habe das "erfolgreichste Jahr seit Bestehen des ÖBB-Güterverkehrs" geliefert. Trotz Konjunkturlüftchens ging die Tonnage zurück: die Nettotonnen im Inland von 87,7 auf 83,4 Mio. und insgesamt (inklusive Auslandstransporten) von 128,3 auf 131 Millionen. Abzüglich RCA-interner Verkehre bleibt ein Rückgang von 113 auf 109 Mio. Nettotonnen. Der RCA-Umsatz sank um 2,5 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro.

Das Konzernergebnis vor Steuern stieg um 88 Prozent auf 58 Mio. Euro, 2014 soll es auf 155 steigen. Die Konzerneigenkapitalquote stieg von 5,9 auf 6,5 Prozent, die Finanzverbindlichkeiten - dank Sondereffekten u. a. aus Cross-Border-Verträgen - nur um 601 Mio. auf 20,778 Mrd. Euro. Das Vermögen vermehrte sich um 1,017 auf 21,766 Mrd. Euro. (ung, DER STANDARD, 26.4.2014)