Die Staatsholding ÖIAG und America Movil (Amov) haben zwar am Mittwoch den Syndikatsvertrag unterschrieben, in Kraft ist er aber noch nicht. Mehrere Behörden haben noch ein Wörtchen mitzureden, bevor der Pakt der beiden Großaktionäre der Telekom Austria formal steht. Jetzt ist die Übernahmekommission am Zug, sie hat 20 Börsentage - bis zum 22. Mai - Zeit, das Pflichtangebot von Amov zu prüfen.

Die Prüfung der Übernahmekommission, die zur Wiener Börse gehört, gilt als Formalie, weil der von Carlos Slim kontrollierte mexikanische Telekomkonzern auf den durchschnittlichen Aktienkurs der vergangenen sechs Monate von 6,46 Euro 69 Cent pro Aktie drauflegte.

7,15 Euro je Anteilsschein

Danach muss die Telekom Austria ihren Aktionären empfehlen, ob sie das Übernahmeangebot von 7,15 je Anteilsschein annehmen sollen oder nicht, erklärte Pressesprecher Peter Schiefer. Erst danach bekommen die einzelnen Aktionäre das Angebot, ihre Telekom-Papiere an die Mexikaner abzugeben. Unterdessen müssen auch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), die Finanzmarktaufsicht (FMA) und Telekom-Regulierungsbehörde RTR prüfen.

Das Wirtschaftsministerium hingegen hat über den Einstieg Slims bereits im Februar entschieden. Die Mexikaner machten zuvor im Jänner ihre Sperrminorität offiziell, indem sie ihre Anteile in der niederländischen Tochtergesellschaft Carso Telecom bündelten. Das Außenwirtschaftsgesetz, das eine Prüfung vorsieht, wenn ein Käufer nicht aus der EU, dem EWR oder der Schweiz stammt, greife nicht, da Carso Telekom eine EU-Firma und schon lange operativ tätig sei, hieß es damals zur APA. Auch der Syndikatsvertrag löse keine Prüfung aus, so das Ministerium heute, Freitag, auf Anfrage.

Nächster Fixpunkt ist der kommende Montag. Am 28. April wird die Telekom Austria ihre jährliche Hauptversammlung einberufen. Diese soll dann Ende Mai über die Bühne gehen. Dazwischen veröffentlicht das Unternehmen am 8. Mai noch ihr Ergebnis aus dem ersten Quartal.

Kapitalerhöhung um 1 Mrd. Euro

Auch wenn ÖIAG und Amov die geplante Kapitalerhöhung um 1 Mrd. Euro bereits im Syndikatsvertrag ausgemacht haben, formal trifft die Entscheidung die Hauptversammlung. Für jene Ende Mai kann sich das de facto nicht mehr ausgehen. Laut Medienberichten soll die Telekom erst im zweiten Halbjahr 2014 mit der Finanzspritze aufgepäppelt werden.

Beobachter gehen nach dem Aktionärspakt, der ÖIAG und Amov zu gemeinsamen Entscheidungen zwingt, davon aus, dass Slim mit dem Pflichtangebot und der Kapitalerhöhung seinen Anteil von aktuell 26,8 Prozent auf über 50 Prozent verdoppeln wird. Mit der Sperrminorität der ÖIAG kämen die Syndikatspartner dann auf über 75 Prozent aller Telekom-Aktien. Der Bund hält über die ÖIAG aktuell 28,4 Prozent der Anteile.