Kanzler Faymann in "Am Punkt".

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Bei sieben hörten wir zu zählen auf. Siebenmal betonten Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger am Mittwoch in der ATV-Sendung "Am Punkt" mindestens, dass wir in Sachen Arbeitslosigkeit in der EU noch am besten dran sind. Sie sagten das, wenn Moderatorin Sylvia Saringer anmerkte, dass Österreich in Sachen Zukunftsfähigkeit nur im Mittelfeld liegt, sie erwähnten es, wenn Saringer sagte, dass das Land in allen anderen Rankings abrutsche, sie konterten damit, wenn sie mit der Kritik am Wirtschaftsstandort oder am Bildungssystem konfrontiert wurden.

Die Arbeitslosenquote stieg hier seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 zwar von rund 266.000 auf 403.000, und eine Trendwende ist nicht absehbar, aber: Der Vergleich zählt! Das lehren auch Optimismusgurus: Auf das Positive fokussieren!

Die Regierung sei reformunwillig? Aber nein! Die Finanztransaktionssteuer "blockiert UK", erklärt Faymann, und Spindelegger schockiert mit dem Geständnis, er habe keinen Einfluss auf David Cameron.

Aber sonst sei man hochaktiv. Man habe die Lohnnebenkosten um 0,1 Prozent gesenkt - okay, das war nur ein "symbolischer Akt", erfrischt der Finanzminister mit Ehrlichkeit, aber der habe auch 200 Millionen gekostet. Das beruhigt ungemein. Was will man mehr?

Dann erreicht die Frage von Zuseherin Frau Anni das Studio. Warum entziehe man den Steuerzahlern, die das Hypo-Desaster nicht verursacht haben, das Geld? Es gebe auch 100 Strafverfahren, beruhigt Spindelegger. Ein beachtlicher Anteil werde von der Bankenabgabe kommen, tröstet Faymann und verrät: "Wir sind auch wütend!" Auf die FPÖ. Aber die wird das wenig stören. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 25.4.2014)