"Ans Haff nun fliegt die Möwe, / Und Dämmrung bricht herein; / Über die feuchten Watten / Spiegelt der Abendschein." Keine Frage, weilt man schon einmal in dieser schönen Ecke Deutschlands, zwischen Hamburg und Sylt, muss man einen Boxenstopp in Husum einlegen, bei Theodor Storm.

Foto: daimler

"Aus Österreich kommen Sie? Wie fein! Holstein stand ja mal unter österreichischer Verwaltung, 1865, 1866." Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg nämlich. Da wurde Storm sogar Landvogt in Husum; und damit gleich wieder weg von der freundlichen Museumsdame, hin zum Auto, der V-Klasse, mit der man samt Familie und großem Gepäck locker von Österreich hierher reisen könnte.

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Wir jedenfalls haben Storms schimmelreitendem Deichgrafen drei Kutschen mitgebracht, eine länger und geräumiger als die andre: 4,90, 5,14 und 5,37 Meter, alle drei nobel wie nur was. Und das ist auch schon eine Hauptvorgabe an die bis dato mit dem genialen T5 ("VW-Bus") quasi unschlagbaren Wolfsburger: Denen erwächst plötzlich mit der V-Klasse ein Gegner, der sie glatt wegschnupft. Man darf gespannt sein auf 2015 und den T5-Nachfolger T6.

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Mercedes wagt also die Symbiose zwischen Luxuslimousine und Van (was heißt hier unvereinbar), "das Beste aus zwei Welten", betont dies so häufig, dass die Botschaft auch beim Schwerhörigsten ankommt, spielt beim Design vorn auf Limo und hinten auf Kasten und stopft das große V voll mit (Sicherheits-)Assistenzsystemen aus dem Konzernbestand.

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So findet sich in dieser Großraumlimousine eine Weltneuheit, die bei Storm, nämlich Sturm, aktiv wird, der Seitenwindassistent. Hält die V-Klasse in stürmischen Zeiten auf Kurs und sei zur Nachahmung empfohlen.

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In der Praxis aktiviert sich das System allerdings wirklich nur bei extremen Böen, Äolus tat uns bei den Testfahrten nicht den Gefallen, so was testhalber beizusteuern.

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Gegenüber dem Vorgänger Viano liegt die V-Klasse 20 mm tiefer, und weil das Fahrwerk komplett neu konstruiert wurde, fühlt sich das schon ziemlich nach Pkw an - abgesehen vielleicht von dem Umstand, dass man auch in niedrigster Position des Gestühls relativ hoch sitzt. Wunderbar geschwungen wie die Dünen auf Sylt ist die Armaturenlandschaft, inklusive freistehenden Zentraldisplays für ein Infotainment-System, das alle Stückerln spielt.

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Trotz solider Geräuschdämmung ist die V-Klasse kein schalldichter Raum, zur Erleichterung der Kommunikation zwischen vorn und hinten bietet Mercedes eine Art Gegensprechanlage, die aber lästig wird, wenn man in den Submenüs nicht gleich findet, wie man sie deaktiviert.

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Bei den Motoren nimmt Mercedes Abschied vom 6-Zylinder und setzt auf drei sparsame 4-Zylinder-Diesel, angedacht ist auch eine Benzin-Plug-in-Hybrid-Version.

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Und wenn man sieht, wie die am V-Projekt Beteiligten von ihrem Auto enthusiasmiert sind, fällt einem ein Wort eines anderen großen Theodor Schleswig-Holsteins ein - eines vom Historiker und Storm-Jugendfreund Theodor Mommsen: "Ohne Leidenschaft gibt's keine Genialität."(Andreas Stockinger, DER STANDARD, 17.4.2014)

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Mercedes-Benz

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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