Barrie Kosky und die Komische Oper Berlin bringen Mozarts "Zauberflöte" ins Festspielhaus, ...

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... wo später Angelin Preljocajs "Blanche neige" erblüht.

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Es ist nicht abwegig, jetzt schon Richtung Herbst zu blicken. Solche Voraussicht zeugt von optimistischer Einstellung. Und dem Abweichen von jenem Klischee, das Frühling wie Sommer regelmäßig mit Wünschen und Hoffnungen überlädt.  

Immerhin bringt der Herbst die nächste Spielsaison - auch im Festspielhaus St. Pölten. Da bietet etwa im November die Flamenco-Koryphäe María Pagés ihre Vorstellung von einem Utopia der besseren Zukunft: als Begegnung mit dem Architekten Oscar Niemeyer, der die brasilianische Hauptstadt Brasília entworfen hat, oder Autoren wie Charles Baudelaire und Pablo Neruda.

Utopie gehört zu den drei großen Begriffen, die in den Festspielhaus-Gastspielen der kommenden Saison auftauchen - zusammen mit genesis, dem Titel einer neuen Arbeit von Sidi Larbi Cherkaoui, der dafür mit der chinesischen Choreografin Yabin Wang kooperiert, und Atomos des Briten Wayne McGregor, der für seine Verschränkungen von Tanz und Wissenschaft berühmt ist. Bei McGregor wird die Conditio humana zwischen Tanz und 3-D-Filmprojektionen verhandelt. Filmisch wirken auch die Szenen bei dem Franzosen Angelin Preljocaj, der den Stoff des Märchens vom Schneewittchen zu einem so spektakulären wie grenzgängerischen Ballett (Kostüme: Jean-Paul Gaultier) verarbeitet hat, das im März 2015 zu sehen ist.

Eingeleitet wird die neue Spielzeit aber nicht tänzerisch, sondern - am 27. und 28. September - mit Barrie Koskys prämierter Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte (Komische Oper Berlin). Darin zaubern Animationsfilm-Passagen des britischen Künstlerduos 1927 märchenhafte Atmosphären.

Das Orchester der Tonkünstler setzt seine exzellenten Musikabende u. a. mit Kompositionen von Antonín Dvorák, Maurice Ravel und Bernd Richard Deutsch fort (6. 10.). Der Herbst bringt auch Jazz: Im November lässt die Buena-Vista-Größe Omara Portuondo ein mitreißendes Akustik-Projekt erklingen. Und im Dezember wird die US-Amerikanerin Cassandra Wilson die Ohren und Herzen von Jazz-Fans betören.

Ebenfalls im Dezember kommt es zu einer Flamenco-Begegnung zwischen den beiden Tanzgrößen Akram Khan und Israel Galván in dem Duett Torobaka. Eingeleitet wird das Festspielhaus-Tanzprogramm aber bereits am 19. Oktober mit einem William Forsythe Ballettabend, an dem das Dresdener Semperoper-Ballett herausragende Stücke des innovativen Choreografen zeigt. Im Februar folgt ein weiterer Forsythe-Abend mit Sylvie Guillem als Stargast.

Tipp: Als neue Artists in Residence werden Josette Baïz, Hofesh Shechter und Willi Dorner ebenfalls ihre Tanzstücke zeigen. (Helmut Ploebst, Spezial, DER STANDARD, 24.4.2014)